Nach Covid und Lockdown: „Konjunktur wird anspringen“
Thomas Kruse ist CIO bei Amundi Deutschland. Er ist überzeugt davon, dass die Notenbanken trotz des aktuell verzeichneten Preisanstiegs vorerst nicht an der Zinsschraube drehen werden. Wegen der guten konjunkturellen Aussichten sieht er Aktien, obwohl bereits hoch bewertet, als aussichtsreiches Investment. Anleger sollten jedoch auf den zügigen Wechsel der Aussichten in unterschiedlichen Sektoren und Branchen achten.
Notenbanken unaufgeregt
„Das erste Quartal war ein kleiner Vorgeschmack darauf, was es bedeutet, wenn sich ein gewisser Inflationsdruck aufbaut“, erläutert Thomas Kruse, CIO von Amundi, mit Blick auf die aktuell in den USA deutlich gestiegenen Preise. Mit +4,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel der Inflationsanstieg sogar leicht höher aus als erwartet. Grund zur Sorge sieht Kruse deshalb aber nicht: „Die US-Notenbank Federal Reserve hat angedeutet, dass sie vorerst noch nicht eingreifen will und ein Überschießen des Inflationsziels zunächst toleriert – das halte ich auch für richtig“, betont der Investmentstratege. Der Post-Corona-Arbeitsmarkt sei noch nicht wieder auf Vorkrisenniveau, teils wegen der immer noch vorhandenen Impfrückstände, teils seien Lieferketten bislang nicht so angesprungen wie erhofft. Und auch die großzügigen Hilfsgelder wirkten momentan mitunter noch als Bremse für das Anspringen des Arbeitsmarktes. „Aber konjunkturell haben wir sehr gute Prognosen und ich sehe auch keine Gefahr einer Lohnpreisinflation – also aktuell in der Tat kaum Handlungsdruck für die Notenbank.“
Zyklische Sektoren aktuell interessant, Value-Titel im zweiten Halbjahr
Angesichts des Niedrigzinsumfelds interessieren sich immer mehr Anleger für Aktien. Doch haben diese im Zuge der Coronakrise – nach anfänglicher Korrektur – geradezu einen Sprung nach oben gemacht. Ist es also schon zu spät, um einzusteigen? Thomas Kruse beruhigt: „Konjunkturell gibt es weiterhin gute Gründe, in Aktien investiert zu sein!“ Anleger könnten etwa von der Sektorrotation unterhalb der breiten Indizes profitieren. Nachdem zuerst die Technologiewerte stark waren, bieten nun vor allem die sogenannten Zykliker – etwa Rohstoffe oder die Reisebranche, momentan auch die Automobilbranche – Chancen. „Im zweiten Halbjahr dürften dann wieder defensivere Value-Titel eine Rolle spielen“, so Kruse. Grundsätzlich können Anleger diese Themen selbst im Portfolio abbilden, etwa mit Sektor-ETFs. Doch auch auf einen erfahrenen aktiven Fondsmanager zu vertrauen, sollte eine Überlegung wert sein. Dann könnten Multi-Asset-Portfolios, vor allem solche mit höherem Aktienanteil und weltweiter Streuung, besonders interessant sein. So lassen sich auch die Risiken im Markt diversifizieren und somit dämpfen: „Gerade die leicht negative Korrelation zwischen Renten und Aktien wirkt hier ausgleichend, sollten die Märkte schwanken“, erklärt der Amundi Experte.
Kursrückgänge als Einstiegschance nutzen
Viele Investoren blicken mittlerweile aufmerksam auf das historisch hohe Bewertungsniveau der Aktien. Lohnt da ein Einstieg überhaupt noch? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis ist in den USA jedenfalls bereits recht hoch. Und auch in Europa sind Aktien vergleichsweise teuer, obwohl man hier wirtschaftlich noch hinter der Dynamik in den USA zurück ist. „Ja, die Bewertungen sind hoch, doch wir haben auch hohe Wachstumserwartungen, die einen weiteren Anstieg der Kurse erwarten lassen“, wägt Thomas Kruse ab und rät: „Eine gute Strategie könnte deshalb sein, Konsolidierungsphasen zum schrittweisen Einstieg in Aktien zu nutzen.“
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