„Und sie bewegen sich doch“
Und sie bewegen sich doch aufeinander zu: Die Regierung in Italien und die Kommission in Brüssel. In die Diskussion um das italienische Haushaltsdefizit kam Bewegung. Die Märkte hat es gefreut. Die nächste Frage ist jetzt: Bewegt sich die US Notenbank Federal Reserve (Fed) weiterhin wie zu vermuten mit ihrem Leitzins nach oben, oder führt die Volatilität an den Kapitalmärkten der letzten Wochen zu mehr Ruhe und Abwarten, als derzeit noch eingepreist? Von den Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell vom vergangenen Mittwoch ließ sich kaum etwas herauslesen. Volatile Märkte wären auch ein schlechter Grund. Ein „Zentralbank-Put“ ist das falsche Signal, da er die Risikoeinschätzung der Investoren verzerrt und am Ende zu Fehlbewertungen gerade an den Aktienmärkten führen kann. Grund für eine abwartendere Haltung hätte die US-Zentralbank auch kaum. Im Gegenteil. Die US-Konjunkturdaten der letzten Tage sprechen die klare Sprache einer reflationären Entwicklung. Während sich Kontinental-Europa in einer späten Phase des Konjunkturzyklus' bewegen (daran erinnerte zuletzt der ifo-Konjunkturklimaindex für Deutschland; siehe Grafik der Woche) und die Indikatoren im Abgleiten begriffen sind, wird die US-Konjunktur durch fiskalische Impulse zum falschen Zeitpunkt unterstützt. Wir bleiben dabei: 2019 kommt es bei der Fed eher zu mehr als zu weniger als den erwarteten Zinsanhebungen. Sie bleibt in Bewegung.
Die Woche Voraus
Bleibt die Frage: Bewegen sich China und die USA im Handelsstreit aufeinander zu? Der G20-Gipfel in Buenos Aires, mit dessen Ergebnis die Märkte in die neue Woche starten, wäre ein guter Anlass dazu. Entspannungssignale im Handelskonflikt würden die Konjunkturrisiken mindern und dürften die Märkte beflügeln. Unrealistisch ist das nicht, auch wenn aus dem Oval Office im Vorfeld andere Töne kamen. Letztlich sind Handelsstreitigkeiten eine Verlierer-Verlierer-Situation für alle Beteiligten.Erst den Druck zu erhöhen um Verhandlungsergebnisse herbeizuführen wäre auch eine Strategie.
Neben der großen Politik stehen in der kommenden Woche wieder einige Konjunkturindikatoren an, die durchaus für Bewegung sorgen sollten. Das Augenmerk liegt dabei besonders auf den Frühindikatoren, und hier auf den Einkaufsmanagerindizes. Den Reigen eröffnet der Caixin Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in China (Montag). Er hielt sich zuletzt nur sehr mühsam über der expansiven Schwelle von 50. Es würde nicht überraschen, wenn er darunter rutscht. Am selben Tag steht auch der ISM-Einkaufsmanagerindex für die USA an. Er fiel zuletzt leicht zurück, kennzeichnet aber eher ein Luxusproblem, da er mehr als bequem über der expansiven Schwelle liegt, und eine Beruhigung auch als Entlastungssignal für den reflationären Druck gewertet werden kann. Über den Mittwoch hinweg stehen weitere Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone an. Bedeutsam werden dann am Donnerstag die Auftragseingänge der deutschen Industrie. Im dritten Quartal musste das deutsche Bruttoinlandsprodukt einen Rückgang hinnehmen. Jetzt muss sich zeigen, ob dies nur ein Ausrutscher war. Die Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA (ebenfalls Donnerstag) sollten in Anbetracht der guten Beschäftigungslage dagegen eher ein Non-Event werden. Ebenso das für Freitag zu erwartende Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan für die USA. Daran gemessen bewegen sich die US-Konsumenten geradezu in einem Höhenrausch, der an die Boomjahre um den Jahrtausendwechsel erinnert. Ein stärkerer Rückgang wäre geradezu eine Überraschung.
Active is: In Bewegung zu bleiben
Insgesamt sieht es nach einer bewegenden Woche aus, die durchaus (positives) Überraschungspotenzial birgt. Die geo-politischen Risiken sind soweit bekannt. Sollte es hier zu Entspannungen kommen, während gleichzeitig die Ukraine-Krise nicht wieder auflebt, wäre dies vom Markt noch nicht eingepreist. Die technische Seite ist zwar noch fragil, aber die Pessimisten haben bereits die Oberhand. Das ist meistens ein guter Kontraindikator.
Bleiben Sie in Bewegung,
Hans-Jörg Naumer
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