Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 30.08.2019

Aufhellung?
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China ist wohl mit Abstand der wichtigste Faktor für den globalen Wachstumsausblick im Jahr 2019. Falls die beiden größten Volkswirtschaften der Welt wieder zusammenkämen , sollten sich die Aussichten aufhellen, weil die Unsicherheiten abklingen und bereits umfangreiche geld- und fiskalpolitische Impulse vorhanden sind.

Je länger andererseits die Verhandlungen in der Sackgasse stecken, desto stärker wird der Abwärtsdruck. Weitermachen wie bisher hilft nicht. Dadurch wird nur die Unsicherheit fortgeschrieben, die den globalen Handel, die Investitionstätigkeit und die Produktion im verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigt. Und die Geldpolitik ist im Grunde nicht dafür geeignet, die Ergebnisse schnelllebiger Verhandlungen auszugleichen, die internationale Lieferketten weiter stören und die Unternehmensumsätze dämpfen könnten. Zentralbankmaßnahmen zeigen ihre Wirkung in der Regel erst nach 6 – 18 Monaten, die Aussichten für den Handel können sich aber mit jedem Tweet ändern.

Die Verhandlungen werden zusätzlich dadurch verkompliziert, dass die USA noch nach der Neuaushandlung des NAFTA-Abkommens die Zölle für mexikanische Produkte erhöht haben und dass ein mögliches Abkommen mit den Protesten in Hongkong verknüpft wurde. Da über diese heikle Beziehung nun in aller Öffentlichkeit verhandelt wird, könnte es schwierig werden, bisherige Positionen ohne Gesichtsverlust zu räumen. Dennoch bestehen für beide Präsidenten starke wirtschaftliche und politische Anreize, den Streit zu beenden und das Umfeld für das Wachstum der Weltwirtschaft freundlicher zu gestalten.

Die Woche voraus
Die anstehenden Wirtschaftsdaten werden wohl großteils daraufhin unter die Lupe genommen werden, ob und wie sich der Handelskonflikt ausgewirkt hat. In Asien wird Chinas Wirtschaft im Mittelpunkt stehen; im zweiten Quartal wurde die niedrigste Wachstumsrate seit 30 Jahren verzeichnet. Neue Daten zum verarbeitenden Gewerbe (Prognose: beschleunigte Kontraktion) und zum Handel (zuletzt volatil, weil sich die Binnennachfrage verlangsamte und die Exporte in die USA sanken) stehen an. In Japan wird der Index für die Frühindikatoren veröffentlicht, der im Juni auf den niedrigsten Stand seit Februar 2010 fiel.

Die europäischen Exportländer wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. In Deutschland wird sich zeigen, ob sich Industrieproduktion und Bauinvestitionen nach den stärksten Rückgängen seit 10 Jahren bzw. seit 17 Monaten stabilisiert haben. Außerdem werden die Einzelhandelszahlen für den Euroraum veröffentlicht, die nach einem Anstieg um 2,6% im Juni wohl günstig ausfallen dürften.

Am 31. Oktober steht Großbritanniens Austritt aus der EU an. Die Brexit-Beobachter werden daher genau im Auge behalten, ob das britische verarbeitende Gewerbe wie erwartet weiter schrumpft und ob sich das Wachstum im Dienstleistungssektor wie erwartet abschwächt. Ähnlich wie der Handelskonflikt sorgt auch der Brexit für Unsicherheit und dämpft möglicherweise die Investitionstätigkeit und die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe.

Auf der anderen Seite des Atlantik dürften die US-Daten erneut zeigen, dass sich die binnenwirtschaftlich orientierten Sektoren und die exportorientierten Sektoren unterschiedlich entwickeln; erstere sind robust, letztere schwächeln. Die ISM-Daten könnten eine anhaltende Abschwächung sowohl im Dienstleistungssektor als auch im verarbeitenden Gewerbe ausweisen; letzteres könnte jedoch aufgrund seiner Zyklizität und der Abhängigkeit vom Export schlechter abschneiden. Zum Ende der Handelswoche werden am Freitag noch die US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Das Beschäftigungswachstum sollte stabil bleiben, und die Arbeitslosenquote könnte auf einen 50-Jahres-Tiefstand fallen.
 

Active is: Technische Daten im Blick behalten
Weitere Turbulenzen sind möglich, denn die nächste Zeit ist aus saisonalen Gründen schwierig. An den globalen Aktienmärkten sind die Kurse zwar zuletzt gefallen, was aber Anleger, die bei fallenden Kursen kaufen, noch nicht hinter dem Ofen hervor locken konnte. Die Spreads von Unternehmensanleihen haben sich ausgeweitet, wenn auch noch nicht im selben Maße wie im vergangenen Dezember. Der Volatilitätsindex VIX schwankt zwischen 15 (zuletzt ein Verkaufssignal für Aktien) und 25 (zuletzt ein Kaufsignal). Gold ist nach wie vor als ‚sicherer Hafen‘ und Wertaufbewahrungsmöglichkeit beliebt, zumal weltweit Anleihen im Wert von über 16 Billionen US-Dollar nur noch negative Renditen einbringen und die Zentralbanken weiter auf Lockerungskurs sind.

Dass sich die Aussichten aufhellen, wünscht Ihnen,

Greg Meier
US Investment Strategist, Direktor


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