„Bis zum Beweis des Gegenteils“ / „Hammer“ und „Tanz“ / "Bad news is good news"
Die globalen Aktienmärkte haben gerade ein sehr robustes Erholungsszenario vor Augen, und der Eindruck verfestigt sich, dass dies bis zum Beweis des Gegenteils bestehen könnte. Fundamental stützt sich die Erholung vor allem auf drei Säulen:
(1) ein in den meisten Ländern vorerst eingedämmtes Infektionsgeschehen;
(2) eine Bodenbildung bei Frühindikatoren und Mobilitätsdaten, und eine berechtigte Hoffnung auf weitere Verbesserungen im Zuge der vielerorts gelockerten Ausgangs- und Kontaktsperren. Der Sprung bei der Erwartungskomponente des deutschen Ifo-Index (siehe auch Grafik der Woche) legt diese genauso nahe wie die gestiegene Erwartungen beim USVerbrauchervertrauen gemäß der Veröffentlichung des Conference Board;
(3) ein Umfeld sich sehr schnell deutlich verbesserter finanzieller Bedingungen, als Folge der massiven Liquiditätsbereitstellung der Zentralbanken und fiskalischen Überbrückungsmaßnahmen der Regierungen. Hiervon zeugen gesunkene Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen und Geldmarktzinsen.
Zusätzlich erwachsen aus zweierlei Richtungen positive Optionalitäten: Zum einen könnte es schneller als erwartet medizinische Durchbrüche bei der Behandlung von Covid-19 bzw. der Immunisierung dagegen geben. Zum anderen könnten in den nächsten Wochen weitere Fiskalprogramme verkündet werden: Diesmal nicht mit dem Fokus auf der Schadensbegrenzung, sondern auf dem Nachfragestimulus. In Europa sind Frankreich und Deutschland mit dem Vorschlag eines Hilfsfonds vorgeprecht, und einige Länder wie die USA und Deutschland sind dabei(weitere) individuelle Stimuluspakete zu schnüren. In der derzeitigen Phase der verstärkten Wahrnehmung positiver Nachrichten werden Risikofaktoren tendenziell ausgeblendet. So ist das Risiko einer erneuten politischen Eskalation zwischen den Vereinigten Staaten und China zuletzt wieder deutlich gestiegen, was daran erinnert, dass der Handelsstreit nicht vom Tisch ist.
Die Woche Voraus
Die nächste Woche hat für Anleger einiges zu bieten. Im Fokus stehen die EZB Ratssitzung am Donnerstag und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Bei der EZB sollten die neuen Konjunkturprojektionen Beachtung finden: Wie tief wird die Rezession aus Sicht der EZB-Experten und welche Folgen hat das für die Inflation? Ob bereits nächste Woche weitere Stimulusschritte seitens der EuroZentralbank folgen ist unklar, zumindest der Druck von Seiten des Kapitalmarktes hat merklich nachgelassen. In der Pressekonferenz sind zudem einige Fragen zum Urteil des deutschen Bundesverfassungsgerichtes zu erwarten.
Der Arbeitsmarktbericht in den USA dürfte das volle Ausmaß der LockdownMaßnahmen zeigen, die Arbeitslosenrate könnte in die Gegend von 20% steigen. Auch in der Eurozone wird die Arbeitslosenrate berichtet (Mittwoch). Zudem gibt es die AprilAuftragseingänge aus den USA (Mittwoch) und Deutschland (Freitag) sowie die endgültige Version der Einkaufsmanagerindizes für den Mai weltweit. Die Vorabschätzungen haben eine Stabilisierung von historisch tiefen auf immer noch rezessive Niveaus angezeigt.
Active is: Risikofreudige Grundhaltung bis zum Beweis des Gegenteils nutzen.
Solange es keine Gegenargumente gegen das von den Märkten unterstellte Erholungsszenario gibt, könnten die Aktienmärkte in ihrer risikofreudigen Grundhaltung verharren, auch befruchtet von stabilisierten Ölpreisen und Entspannungssignalen von den Kreditmärkten. Die Schritt für Schritt gelockerten Beschränkungen lassen noch Fantasie nach oben, vor allem vor dem Hintergrund noch immer recht pessimistischer Investoren. Dann könnte auch für die derzeit stark vernachlässigten Branchen Energie, Finanzen, Luftfahrt und Freizeit ein Licht am Ende des Tunnels erkennbar werden. Technisch wäre das Überspringen der 200-Tage-Linie im S&P500 ein starkes Signal. Die auf Indexebene vor allem in den USA hohen Bewertungen deuten aber darauf hin, dass es kein Sicherheitsnetz und keinen doppelten Boden gibt. Deutlich steigende Neuinfektionen oder eine Eskalation bei den geopolitischen Sollbruchstellen ist nicht eingeplant.
Nervenstärke wird auch weiterhin benötigt,
meint Ihr
Stefan Rondorf
Senior Investment Strategist, Global Economics & Strategy
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