Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 28.02.2020

Anlegen in Zeiten des Corona-Virus

Es versprach eigentlich ein guter Wochenauftakt zu werden. Einige Frühindikatoren aus den USA und Deutschland zeichneten ein positiveres Bild: Laut Conference Board hat sich das US Konsumentenvertrauen im Februar leicht befestigt. Der nationale Aktivitätsindex der Federal Reserve Bank of Chicago hellte sich auf. Der regionale Aktivitätsindex der Federal Reserve Bank von Dallas für das verarbeitende Gewerbe befestigte sich. Der ifo-Geschäftsklimaindex hat im Februar auf der positiven Seite überrascht, wenn auch nur marginal. Während die Lagekomponente abbröckelte, legte die Erwartungskomponente zu. Da ließe sich die Botschaft herauslesen, dass das Corona-Virus (Covid-19) noch nicht in den Konjunkturdaten angekommen ist. Aber Vorsicht: Die Einkaufsmanagerindizes in Großbritannien und der Eurozone sind derweil teilweise aus den falschen Gründen angestiegen: Die Auslieferungszeiten haben sich verlängert. Was in normalen Zeiten ein Zeichen für eine konjunkturelle Verbesserung ist, ist in Zeiten des Corona-Virus ein Anzeichen, dass es in den globalen Lieferketten zu Verzögerungen kommt. Nicht umsonst hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognosen für China und die Welt um 0,4 bzw. 0,1 Prozentpunkte für das laufende Jahr gesenkt. Ob dies ausreichend ist, bleibt abzuwarten. Die Kapitalmärkte tauchten zum Auftakt der abgelaufenen Woche erst einmal in den „Risk-Off“ ab, aus Sorge, das Virus könne noch stärker um sich greifen.

Die Woche Voraus

Die neue Woche dürfte da kaum entspannter verlaufen. Es stehen eine Serie von Konjunkturdaten an, von denen die Analystenschätzungen überwiegend Schwächesignale erwarten. Am Montagsollte der Caixin Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe Chinas besondere Beachtung finden. Ein Rückgang unter die expansive Schwellevon 50 wird bereits prognostiziert. Aus den USA kommt der ISM Einkaufsmanagerindex und für Italien der Markit Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe. Die jüngsten Corona-Fälle dürften sich in den USDaten noch kaum widerspiegeln, aber einzumindest leichter Rückgang ist in beidenFällen zu erwarten. Am Dienstag stehendie Verbraucherpreise für die Eurozonean. Die Jahresveränderungsrate sollte die Europäische Zentralbank (EZB) kaumunter Zugzwang setzen. Sie dürfte sich auch eher mit der Konjunkturentwicklung in Zeiten des Covid-19 beschäftigen statt mit der Preisentwicklung. Die Auftragseingänge für die USA(Donnerstag) und Deutschland(Freitag) dürften in dem Schwächereigen kaum positiv hervorstechen.

Active is: Anlegen in Zeiten des Corona-Virus

Während die weitere Ausbreitung des Corona-Virus kaum prognostizierbar bleibt (immerhin: die Zuwachsraten bei den Neuerkrankungen haben nachgelassen; erste Impfstoffe werden bereits getestet) und die Märkte in beide Richtungen treiben kann, ist von den Konjunkturdaten in der neuen Woche kaum ein positiver Impuls zu erwarten. Unglücklicherweise kommt das Virus in einer Phase, in der ein altgewordener Konjunkturzyklus in seine späte Phas eingetreten ist - mit gestiegenen Risiken einer Rezession. Wachstumsimpulse, nicht Wachstumsbremsen wären jetzt wichtig. Diese gibt es zwar auch - so ist die chinesische Zentralregierung bereits mittels Geld- und Fiskalpolitik aktiv geworden (vgl. Grafik der Woche) - aber die Sorge erscheint berechtigt, dass dies nicht ausreichen dürfte um die Konjunktur nachhaltig nach oben zu drehen. Bleibt das Schielen auf die Geldpolitik von Federal Reserve Bank (Fed) und EZB, aber beide sind seit geraumer Zeit expansiv und haben entsprechend wenig Munition. Dennoch: Die Geldmärkte erwarten seitens der US-Notenbank zwei Zinsschritte à 25 Basispunkten noch im laufenden Jahr.

Anlegen in Zeiten des Corona-Virus heißt: Während knapp 25% der weltweit ausstehenden Anleihen (das entspricht einem Volumen von fast 14 Billionen USDollar) negative Renditen ausweisen, sollten bei steigenden Unsicherheiten die Risikoprämien weiter adjustiert werden. Sektoren mit einem starken Exposure zu den Lieferketten ein Asien dürften am anfälligsten bleiben. Die „Defensive“ bei den Branchen sollte sich als resistenter erweisen, aber auch die Staatsanleihen als „sichere Häfen“. Die Wahrscheinlichkeit erscheint jedenfalls als hoch, dass die Märkte im „Risk-Off“ Modus verharren. Gut nur, dass sich aus der technischen Lage kein unmittelbarer Handlungsdruck abzuleiten scheint. Die Relative-Stärke-Indikatoren für die großen Aktienmärkte zeigen eine überverkaufte Lage an – was eher Eindeckungen impliziert.

Bleiben Sie gesund,

Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research


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