Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 26.04.2019

„Zeit zu liefern“
Präsident Trump bezeichnet sich selbst als „Tariff Man“, als Mann der Zölle. Er vertritt die Auffassung, die USA seien durch unfaire Handelspraktiken anderer Länder – u.a. Überproduktion, Dumping, Subventionen und Technologiediebstahl – geschädigt worden. Nun möchte er für Amerika einen besseren „Deal“ erzielen, und die Fortschritte bei diesem Vorhaben – insbesondere mit Blick auf China – scheinen die Konjunktur belebt zu haben.

Ein Handelsabkommen zwischen den USA und China würde eine ernsthafte Hürde für ein kräftigeres Wachstum der Weltwirtschaft aus dem Weg räumen und könnte die US-Konjunktur gerade dann ankurbeln, wenn auch die geld- und fiskalpolitischen Impulse in China Wirkung zeigen (vgl. unsere „Grafik der Woche“). Allerdings werden nicht alle Beteiligten davon gleichermaßen profitieren. Wenn China z.B. mehr Sojabohnen, Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, elektronische Geräte und schweres Gerät aus den USA bezieht, wird sich der Marktanteil derjenigen Länder, die China bisher mit diesen Gütern beliefern, womöglich verringern. Und wenn Präsident Trump in Bezug auf ein Handelsabkommen mit China „liefert“, könnte er sein Augenmerk als nächstes auf Europa richten.

Washington prüft bereits, ob importierte europäische Autos ein Risiko für die nationale Sicherheit der USA darstellen. (Lassen wir einmal außer Acht, dass deutsche Autokonzerne im Jahr 2018 insgesamt 750.000 Fahrzeuge an ihren amerikanischen Standorten gebaut haben, wo sie knapp 120.000 Arbeiter beschäftigen.) Präsident Trump gibt sich in der Handelspolitik hart: Er will das Wachstum, das andere Länder erzielen, „wieder selbst einfahren“.

Die kommende Woche
In der kommenden Woche stehen mehrere Ereignisse an, die Auswirkungen auf die Märkte haben könnten und die die Anleger daher im Blick behalten sollten. Im Euroraum werden am Dienstag die ersten Schätzungen für das BIP-Wachstum im ersten Quartal und am Freitag die Daten zur Verbraucherpreisinflation veröffentlicht. Der Konsens erwartet ein stetiges, wenn auch nicht weltbewegendes Wachstum von 0,2% gegenüber dem Vorquartal sowie eine Inflationsrate, die nach wie vor unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2% liegt. Sollte eine dieser Zahlen enttäuschend ausfallen, spräche dies wohl für weitere geldpolitische Impulse und einen schwächeren Euro.

In Deutschland ist am Dienstag mit wichtigen Daten zu rechnen, nämlich dem Verbrauchervertrauen, der Inflationsrate und den Beschäftigungszahlen. Der deutsche Arbeitsmarkt ist nach wie vor in außerordentlich guter Verfassung (im März fiel die Arbeitslosenquote auf einen Rekordtiefstand), aber das Vertrauen ist angeschlagen. Zuletzt lag es auf dem niedrigsten Stand seit 24 Monaten.

In Asien sind vor allem die Daten zur Situation im chinesischen verarbeitenden Gewerbe von Interesse. Die offiziellen, staatlichen Zahlen für April stehen am Dienstag an, die inoffiziellen (privaten) Schätzungen werden am Donnerstag veröffentlicht. Im vergangenen Monat hat sich die globale Stimmung durch unerwartet gute Zahlen aus China für das verarbeitende Gewerbe verbessert, da diese bestätigten, dass die Maßnahmen der chinesischen Regierung Früchte tragen.

In den USA stehen folgende Daten im Fokus: die Kernrate der Inflation (PCE) am Montag, das Verbrauchervertrauen am Dienstag, der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe am Mittwoch, die Auftragseingänge am Donnerstag und der Beschäftigungsbericht für April am Freitag. Der Konsens rechnet mit einer leichten Inflationsbeschleunigung, einer praktisch unveränderten Situation im verarbeitenden Gewerbe und einem geringeren Beschäftigungszuwachs. Und zu alldem entscheidet die Federal Reserve am Mittwoch über den weiteren geldpolitischen Kurs. Bisher wird nicht mit einem Zinsschritt gerechnet. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell dürfte sich jedoch zum Ausblick für die Geldpolitik und zur weiteren Bilanzreduzierung äußern, die ab dem kommenden Monat geringer ausfallen soll. Durch den neuen, „geduldigen“ Ansatz der Fed sind die Rezessionsbefürchtungen geschwunden. Nichtsdestotrotz scheint die Konjunktur anfälliger geworden zu sein; zahlreiche Wirtschafts- und Finanzindikatoren befinden sich auf einem 24-Monats-Abschwächungspfad.

Active is: Bewertungen berücksichtigen
Die rasche Kehrtwende am Markt ist vor allem auf den geduldigeren Kurs der Fed und den gestiegenen Optimismus in Bezug auf die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China zurückzuführen. Dieser Trend könnte sich in der Berichtssaison noch verstärken, sofern die Unternehmensgewinne weiterhin über den Schätzungen der Analysten liegen. Dies ist insofern wichtig, als die globalen Aktien derzeit zu einem Aufschlag von 8% gegenüber dem 10-Jahres-Durchschnitt handeln. Das Gewinnwachstum muss also über den Kursgewinnen liegen, damit die Marktkurse nicht zu teuer werden. Zeit zu liefern also auch für die Unternehmen.

Viele Grüße aus San Diego
Greg


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