Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 23.11.2018

„Unter Druck“
Für den 1. Dezember ist ein Gespräch zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Präsident Xi am Rande des G20-Gipfels in Buenos Aires geplant. Themen sind die internationale Handelspolitik und die Frage, ob die beiden größten Volkswirtschaften der Welt ihre Differenzen klären können. Die Auswirkungen des Konflikts werden allmählich konkreter und weiten sich aus. Rund 2,5% der globalen Importe sind bereits betroffen, und bei einer weltweiten Konjunkturverlangsamung geraten stark vom Handel abhängige Länder unter Druck. Der jüngste, weltweite Rückgang der Exportorders für Güter des verarbeitenden Gewerbes deutet auf weiteren Gegenwind hin.

Drei verschiedene Ergebnisse des Gesprächs in Buenos Aires sind denkbar: (1) ein Deal zur Beendigung des Handelskonflikts; (2) eine Vereinbarung, die intensivere Verhandlungen und vorerst einen Stopp der Eskalation vorsieht; oder (3) eine Sackgasse. Dabei dürften die Märkte eine der beiden erstgenannten Optionen begrüßen. Die dritte erscheint jedoch wahrscheinlicher. Präsident Xi könnte es schwer fallen, seine langfristigen strategischen Ziele zu verwirklichen, wenn er seinen Kurs in der Industriepolitik wie von den Amerikanern verlangt ändert.

Die weltweite Wachstumsverlangsamung ist eine der Ursachen für den Ölpreisrückgang. Daneben sind die höhere OPEC-Förderung im Vorfeld von Sanktionen gegen den Iran, überraschende Ausnahmen von den Sanktionen, steigende US-Lagerbestände und eine höhere US-Förderung und der stärkere US-Dollar zu nennen. (Vgl. unsere Grafik der Woche). Aus ökonomischer Sicht dämpfen niedrigere Ölpreise die Inflation und die Investitionen im Energiesektor und stützen die Konsumausgaben. Bei der OPEC-Sitzung am 6. Dezember könnte es um Förderkürzungen gehen.

Die Woche Voraus:
Neben den internationalen Konferenzen stehen auch wirtschaftliche Ereignisse auf dem Plan. In Deutschland werden aktuelle Daten zum Geschäftsklima (Montag), dem Verbrauchervertrauen (Dienstag) sowie den Arbeitslosenzahlen und der Inflation (Donnerstag) veröffentlicht. Deutschlands BIP schrumpfte im dritten Quartal aufgrund der Schwäche in der Autoindustrie und im Einzelhandel. Die Arbeitslosenzahlen liegen auf einem Rekordtiefstand. Zugleich baut sich jedoch Inflationsdruck auf, und beim Geschäftsvertrauen ist eine Trendwende eingetreten.

In Asien richtet sich die Aufmerksamkeit auf Japan und China. In Japan ist die Lage ähnlich wie in Deutschland. Beide Länder hängen in hohem Maße vom Export ab, in beiden sind die Arbeitslosenzahlen niedrig und die Inflation zieht an, und Japans BIP schrumpfte genau wie das deutsche im vergangenen Quartal. Die Daten werden nun zeigen, ob es sich dabei um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Am Donnerstag und Freitag stehen die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Auftragseingänge im Bausektor an. In China – das wohl von den handelspolitischen Spannungen am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wird – werden am Freitag Zahlen zum verarbeitenden Gewerbe und zum Dienstleistungssektor veröffentlicht. In beiden war in den vergangenen Monaten eine Abschwächung zu verzeichnen; insbesondere das verarbeitende Gewerbe näherte sich einer Kontraktion an.

Auf der anderen Seite des Pazifik scheint Chinas Gegner im Handelskonflikt, die USA, in guter Verfassung zu sein. Dem Konsens zufolge ist mit einer Konjunkturbelebung (Montag), einem etwas schwächeren, aber immer noch robusten Verbrauchervertrauen (Dienstag), einer Aufwärtskorrektur des BIP für das dritte Quartal (Mittwoch), einer Erholung der Hausverkäufe (Mittwoch) und einem Anstieg der Einkommen und des privaten Konsums (Donnerstag) zu rechnen. Im Protokoll der jüngsten Sitzung der Federal Reserve dürften die sehr günstige Arbeitsmarktsituation und der allmählich steigende Preisdruck erwähnt werden (Donnerstag).

Active is: Technische Daten berücksichtigen
Aus technischer Sicht nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Jahresendrally ab, da passive Kapitalströme eher für eine Abwärtstendenz an den Märkten sorgen. Noch scheinen die Anleger recht entspannt zu sein. Der jüngste Verkaufsdruck könnte aber die etablierten, längerfristigen Trends und die Maxime, bei Kursrückgängen zu kaufen, auf die Probe stellen. Wir behalten genau im Blick, ob die kurzfristig überverkaufte Lage auf eine Trendumkehr hindeutet.

Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen!
Greg