„Die Kunst des Deals und das ‚R‘-Wort“
Auf handelspolitischer Ebene kämpft US-Präsident Trump derzeit gleich an mehreren Fronten, mit unterschiedlichem Vorzeichen:
So zeigte sich der US-Präsident in dieser Woche erneut zuversichtlich über den Verlauf der Handelsgespräche mit China. Marktseitig dominieren die Hoffnungen auf eine baldige Beilegung des bilateralen Handelsstreits.
Doch gleichzeitig ist ein drohender Handelskrieg mit der Europäischen Union (EU) zurück auf der Tagesordnung. Laut einem Bericht des US-Handelsministeriums stellen Autoimporte eine „Gefahr für die nationale Sicherheit“ dar. Nun hat der US-Präsident bis Mitte Mai Zeit, um über die Einführung von Zöllen i.H.v. 25% zu entscheiden. Zur Einordnung: Derzeit werden Exporte europäischer Autobauer in die USA lediglich mit einem Zoll von 2,5% belegt. Preisliche Wettbewerbsnachteile wären die Folge.
Was sollten Investoren im Handelsstreit mit der EU beachten?
Mit einiger Sicherheit ist in den kommenden Wochen mit einem verschärften Säbelrasseln zwischen Washington und Brüssel zu rechnen. Doch ist es gut möglich, dass Präsident Trump drohende Autozölle als Machthebel einsetzt, um der EU Zugeständnisse in den laufenden Handelsgesprächen zu Industriegütern (exkl. Autos) abzuringen. Gegen eine weitreichende Eskalation des Handelsstreits spricht zum einen das schwächere Konjunkturumfeld in beiden Regionen, und zum anderen, dass Europa im Gegensatz zu China nicht als strategische Bedrohung wahrgenommen wird. Das nächste Treffen der Verhandlungsführer ist für Anfang März geplant.
Sollten jedoch tatsächlich höhere US-Zölle auf Automobilimporte erhoben werden, würde die exportorientierte europäische Wirtschaft, deren Unternehmen stark in globale Wertschöpfungs-ketten eingebunden sind empfindlich getroffen. Das Exportwachstum würde spürbar gedämpft, insbesondere in Deutschland, Italien und Großbritannien, wo über 10% der Pkw-Exporte in die USA gehen. Darüber hinaus wäre mit Zweit-rundeneffekten zu rechnen. Mit fortschreitender Unsicherheit könnten Unternehmen ihre Investitionstätigkeit zurückschrauben und Konsumenten Kaufentscheidungen auf die lange Bank schieben. Kurzum: Das „R“-Wort wäre zurück – Rezessionsrisiken nähmen zu.
Gleichzeitig hätte Europa nur begrenzt Spielraum für eine Lockerung der Geld- und Fiskalpolitik, um auf die wirtschaftlichen Auswirkungen möglicher Handels-maßnahmen zu reagieren. Schließlich hat die Normalisierung der Geldpolitik erst begonnen, während die Staatsverschuldung in vielen europäischen Ländern hoch ist.
Unterdessen bestätigte das am Mittwoch veröffentlichte Sitzungsprotokoll der Federal Reserve, dass sich die US-Notenbank nach insgesamt neun Zinsschritten seit 2015 mit einer weiteren Anhebung Zeit lässt. Gleichzeitig erwägt sie, die Normalisierung der Notenbank-bilanz (Größe, Zusammensetzung) anzupassen. Mit anderen Worten: Das Abschmelzen des Fed-Portfolios an Staatsanleihen und hypotheken-besicherten Wertpapieren (MBS) könnte künftig gedrosselt, und damit auch der Liquiditätsentzug für die Märkte verlangsamt werden.
Alles in allem halten wir an unseren Kernthesen fest:
1. Politische Risiken lassen die Märkte nicht los und sorgen unverändert für eine höhere Volatilität.
2. Die Weltwirtschaft schaltet in einen tieferen Gang, jedoch nicht in den Rückwärtsgang (rutscht nicht in eine Rezession ab).
3. Die großen Notenbanken agieren zögerlicher, kehren der Normalisierung ihrer Geldpolitik aber nicht gänzlich den Rücken.
Die Woche voraus
In den USA richten Anleger am kommenden Freitag ihr Augenmerk auf den Deflator für die persönlichen Konsumausgaben, das von der Fed favorisierte Inflationsmaß. Die robuste Arbeits-marktsituation spricht unverändert für höhere Löhne und einen zunehmenden binnen-wirtschaftlichen Preisdruck, trotz der erwarteten moderateren Wachstumsdynamik.
In Großbritannien wird erneut die Brexit-Politik im Rampenlicht stehen. Nur knapp einen Monat vor dem geplanten Austritt aus der EU bleibt die Unsicherheit erhöht und es scheint noch keine ausgemachte Sache, dass das britische Parlament am kommenden Mittwoch erneut über den Scheidungsvertrag abstimmen kann. Eine Zustimmung hängt davon ab, ob es Premierministerin Theresa May gelingt, in Brüssel Zugeständnisse zum irischen „Backstop“ einzufordern. Je näher der 29. März rückt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Verlängerung der Verhandlungen kommt, um einen ungeordneten Austritt zu vermeiden.
Active is
Eine augenblicklich „geduldigere“ US-Notenbank und fortlaufende Konjunkturmaßnahmen in China sorgen für eine aufgehellte Stimmung an den Finanzmärkten, könnten aber mittelfristig nicht ausreichen, um die weltweite Konjunktur-abkühlung allein aufzuwiegen. Dies gilt insbesondere für den Fall langwieriger Handelsspannungen.
Wir erwarten nach wie vor ein moderateres Marktrenditepotenzial („Beta“) als in der letzten Dekade, in Kombination mit höheren Markt-schwankungen. In diesem sich abzeichnenden spätzyklischen Umfeld gewinnt für Investoren unseres Erachtens eine aktive Vermögens-allokation über die Anlageklassen hinweg sowie eine aktive Auswahl von Wertpapieren zunehmend an Bedeutung.
Ist aktives Management nicht auch eine Kunst? Zumindest „State of the Art“, meint Ihre
Ann-Katrin Petersen
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