Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 19.10.2018

„America First“
Präsident Trump gewann die Wahlen im Jahr 2016 mit dem Slogan „America First“. Dieser Anspruch scheint durch die globale Wachstumsdynamik, die Entwicklung des US-Aktienmarkts und die Positionierung der Anleger bestätigt zu werden. Die USA schneiden inzwischen bei zahlreichen Kennzahlen besser ab als die Weltwirtschaft im Vergleich.

Dieser Trend könnte sich fortsetzen. Jüngsten Umfragen unter Fondsmanagern zufolge wird ein „Handelskrieg“ als größtes Extremrisiko für die Anleger angesehen. Aktuell steht dabei China im Fokus, wo die Behörden als Reaktion auf die von den USA verhängten Zölle bestimmte wichtige Güter nicht mehr importieren (z.B. Sojabohnen und Rohöl aus Amerika) und zahlreiche fiskal- und geldpolitische stimulierende Maßnahmen ergriffen haben. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt scheinen sich auf einen langwierigen Konflikt einzustellen.

Vor diesem Hintergrund rechnet das AllianzGI Economics and Strategy-Team weiterhin mit einem über der Potenzialrate liegenden Wachstum der Weltwirtschaft. Die Expansion verlangsamt sich jedoch. Die Abwärtsrisiken haben zugenommen, die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen verstärken sich, und der geopolitische Gegenwind wird schärfer. Zur letztgenannten Kategorie gehört nicht nur der handelspolitische Schlagabtausch zwischen den USA und China, sondern auch die Sorgen um Italiens Haushalt, die Möglichkeit eines ungeordneten Brexit und die zunehmenden finanziellen und wirtschaftlichen Risiken in den Schwellenländern. Aufgrund der zuletzt schwächeren Daten aus Europa, Japan und den Schwellenländern haben die Analysten ihre Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft nach unten korrigiert (vgl. unsere Grafik der Woche).

Die Woche Voraus
In der kommenden Woche werden weitere Gewinn- und Konjunkturdaten veröffentlicht. Die Anleger dürften sich dafür interessieren, ob sich die Verschlechterung der globalen Handelsbeziehungen auf die Unternehmensgewinne ausgewirkt hat. Selbst in den USA, wo die Wähler inzwischen eine protektionistischere Politik bevorzugen, haben sich einige Unternehmen wegen steigender Importkosten und niedrigerer Auslandsabsätze besorgt geäußert. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Unternehmensgewinne im vergangenen Jahr ein entscheidender Treiber für die Entwicklung der US-Aktienkurse waren. In Monaten, in denen viele Unternehmensdaten bekannt gegeben wurden, legte der S&P 500 im Durchschnitt um 1,6% zu; in Monaten mit wenigen Unternehmensdaten waren es lediglich 0,2%.

Die handelspolitischen Spannungen könnten sich auch in den Wirtschaftsdaten auswirken. Am Mittwoch stehen die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor im Euroraum an. Der Konsens deutet auf einen weiteren Rückgang hin, der nicht zuletzt auf die geopolitischen Unsicherheiten und die Verlangsamung des internationalen Handels zurückzuführen ist. Das Verbrauchervertrauen im Euroraum könnte am Dienstag auf einen neuen Fünfzehn-Monats-Tiefstand sinken.

Auf der anderen Seite des Atlantik boomt die US-Wirtschaft. Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung dürfte nahe dem tiefsten Stand seit 1969 verharren (Donnerstag), und das Bruttoinlandsprodukt könnte der jüngsten „GDPNow-Prognose“ der Atlanta Federal Reserve zufolge im dritten Quartal um rund 4% gewachsen sein (Freitag). Zum 31. Oktober dürften die USA mit insgesamt 112 Wachstumsmonaten in Folge die zweitlängste Expansion ihrer Geschichte verzeichnen. Der Fed-Vorsitzende Jay Powell ist zwar der Auffassung, der derzeitige Zyklus könne sich noch „unendlich“ fortsetzen; bis Ende 2019 dürften sich jedoch sowohl die Arbeitslosenquote als auch das BIP-Wachstum und die Kerninflationsrate vom neutralen Niveau entfernt haben, so dass ein Überhitzungsrisiko bestehen könnte.

Active is: Marktbewegungen im Blick behalten
Aus technischer Sicht scheinen die Marktteilnehmer noch immer auf eine Jahresendrally am Aktienmarkt zu hoffen. Allerdings könnten die Anleger von höherer Volatilität überrascht werden. In den USA hat inzwischen eine Baissephase für Staatsanleihen („Treasuries“) eingesetzt. Der US-Dollar wertet im Fahrwasser der US-Zinsen auf, was die Lage für einige Schwellenländer schwieriger macht. Am Rohstoffmarkt deuten die technischen Faktoren auf eine weitere Verbesserung hin; die Ölpreise tendieren nachhaltig aufwärts, und bei Industriemetallen scheint die Talsohle erreicht zu werden.

Rendite „first“,
Greg Meier.


RECHTLICHER HINWEIS
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und die Erträge daraus können sowohl sinken als auch ansteigen und Investoren erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht in voller Höhe zurück. Die hierin enthaltenen Einschätzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich - ohne Mitteilung hierüber - ändern. Die verwendeten Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen und wurden als korrekt und verlässlich betrachtet, jedoch nicht unabhängig überprüft; ihre Vollständigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert und es wird keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aus deren Verwendung übernommen, soweit nicht durch grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Fehlverhalten verursacht. Bestehende oder zukünftige Angebots- oder Vertragsbedingungen genießen Vorrang. Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung; herausgegeben von Allianz Global Investors Europe GmbH, www.allianzgi.de , einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, gegründet in Deutschland, mit eingetragenem Sitz in Bockenheimer Landstrasse 42-44, D-60323 Frankfurt am Main, eintragen im Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt am Main unter HRB 9340, zugelassen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Die Vervielfältigung, Veröffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet.