Unsicherheitsbewusstsein / Wer soll das bezahlen? / „Hammer“ und „Tanz“
Der kräftige Kursrutsch der Vorwoche setzte sich zwar nicht zum Auftakt der abgelaufenen Woche fort, aber Zeichen erhöhten Unsicherheitsbewusstseins blieben. Die Volatilität an den Aktienmärkten ist wieder gestiegen, der Indikator für politische Unsicherheit („Economic Policy Uncertainty Indicator“), welcher die Anzahl der auf „Unsicherheit“ und Risiken bezogener Meldungen in den großen Tageszeitungen der Welt misst, hat ebenfalls zugelegt, besonders für China und auch für die USA, weniger für Europa (vgl. Grafik der Woche). Zweifel, inwieweit die Erwartung einer Vförmigen Erholung gerechtfertigt sind, kamen auf – obwohl diese kaum von Seiten der Konjunkturindikatoren Nahrung fanden. Zwar verharrt Japan in einer tiefen Rezession, aber der Empire State Index, der die Lage im produzierenden Gewerbe im Bundesstaat New York misst, sprang geradezu in die Höhe. Die jüngsten Einzelhandelsumsätze legten noch stärker zu als erwartet. Die USIndustrieproduktion legte im Mai zwar wieder zu, blieb aber hinter den Erwartungen zurück. Der britische Arbeitsmarkt hat auch im April (noch) auf der positiven Seite überrascht. Auf gleitender 3M-Basis konnte ein Beschäftigungsplus von 6 Tsd. verbucht werden. Dennoch: Das Virus verlangt weiter seinen Tribut. Die Zahl der am Coronavirus Erkrankten stieg in den USA weiter. Um China ranken sich die Sorgen einer „zweiten Welle“. Dazu die politischen Unsicherheiten. Die US Präsidentschaftswahlen bringen eine neue Volte: Joe Biden, der Herausforderer von US Präsident Donald Trump, liegt jetzt nicht nur bei den Buchmachern vorne, sondern auch in den Umfragen. Herausforderer Biden hat sich u.a. für höhere Steuern für Firmen und Privatpersonen ausgesprochen, und will einige der Deregulierungsmaßnamen des amtierenden Präsidenten im Falle seines Wahlsiegs zurückdrehen. Er ist nicht als „AntiWall-Street“-Kandidat zu verstehen, aber höhere Steuern würden sich zwangsläufig in sinkenden Gewinnen der Firmen widerspiegeln.
Die Woche voraus
Die kommende Woche wird vor allem die Woche der Stimmungs- und Frühindikatoren, welche sich fast über die gesamte Woche ergießen. Den Auftakt machen am Montag das Verbrauchervertrauen für die Eurozone und der Chicago-Aktivitätsindex. Am Dienstag dann folgen die Einkaufsmanagerindizes für die USA, das Vereinigte Königreich sowie die Eurozone und deren Mitgliedsländer. Am Mittwoch sollte der ifo-Konjunkturklimaindex im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Wichtig wäre ein Signal, dass die LageKomponente nach dem kräftigen Absturz des Indexes ebenfalls Erholungszeichen aussendet. Die Erwartungskomponente hat ja zuletzt merklich zugelegt, wenn der Krisenmodus auch immer noch unverkennbar ist. Am Donnerstag folgen die Auftragseingänge für die USA und das GfKVerbrauchervertrauen für Deutschland.
Active is: „Tanzen“
Nachdem der S&P 500 seit seinem März-Tief über 40% zugelegt hatte, tut ein Durchschnaufen geradezu gut. Zweifel sorgen für mehr Bodenhaftung, was nicht einfach ist in einer Zeit des Anlagenotstandes. Die CashBestände der institutionellen aber auch der privaten Investoren sind unverändert hoch. Das ist Geld, dass im Niedrig- /Negativzinsumfeld dringend nach Rendite sucht. Technisch bedingter Verkaufsdruck zeigt sich dabei keiner. Die Relative-StärkeIndikatoren weisen nur auf eine leichte Verspannung hin. Der globale Fondsmanager-Survey der Bank of America Merrill Lynch zeigt signifikante Veränderungen hin zu Nebenwerten und Titeln aus der Eurozone und den aufstrebenden Staaten an. Das defensive Anlagespektrum scheint weiter favorisiert zu werden. Die Positionierung lässt aber eine verstärkte Rotation erwarten. „Cash“ und Anleihen scheinen bei den Fondsmanagern an Attraktivität verloren zu haben. Wir sind in der Phase des „Tanzes“ angekommen (vgl. dazu auch unsere Studie): In den meisten Ländern wurden die Pandemiemaßnahmen gelockert, aber mit Rückschlägen ist zu rechnen. Daran erinnert nicht zuletzt die Tatsache, dass auch China für Teile der Hauptstadt Pekings wieder Ausgangssperren verhängen musste. Auch die geopolitischen Unsicherheiten sind weiter erhöht und verbinden sich mit dem USPräsidentschaftswahlkampf. Von Seiten der Konjunkturdaten ist zu erwarten, dass sich diese entlang der von Google erhobenen Mobilitätsdaten weiter verbessern, aber von einem „back to normal“ kann noch lange nicht die Rede sein. „Tanzen“ bleibt angesagt. Anders ausgedrückt: Mit erhöhter Volatilität ist zu rechnen
Bleiben Sie im Takt der Märkte,
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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