Risiken und Nebenwirkungen / Dividenden / China / Bitcoin
Auch (Zentralbank-)Geld ist nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen, und diese werden immer deutlicher an den Kapitalmärkten diskutiert. Stichwort: Inflation. Die von US-Präsident Joe Biden anvisierten Hilfspakete werfen nicht nur die Frage auf, wie der daraus entstehende Schuldenberg wieder abgetragen werden soll, sondern auch, welche Auswirkungen das Hilfspaket auf die Inflation haben wird. Die Break-Even-Inflationsraten sind derweil schon mal im Steigen begriffen. Auch Bundesbank Präsident Weidmann ließ warnende Worte zur Gefahr steigender Preise vernehmen. Die USZentralbank kann sich zwar gemütlich zurücklehnen. Sie hat sich mit ihrem sehr variabel definierten durchschnittlichen Inflationsziel schon mal freie Hand verschafft. Aber steigende Anleiherenditen auf dem Rücken steigender Inflationserwartungen wären für Aktienmärkte, die teilweise hoch gepreist sind und sich vor allem auf die relativ zu Anleihen noch günstigen Bewertungen berufen können, ungemütlich.
An den Märkten für Risikokapital ist die üppige Zentralbankliquidität längst angekommen. Blasen gehören hier zu den potenziellen Risiken und Nebenwirkungen. Bestes Beispiel: Bitcoin. Der Kursanstieg dieses Tokens, welches landläufig als Währung und Anlagevehikel gesehen wird, ist mit keiner der historischen Blasen zu vergleichen. Aber auch die FANG+ Aktien preisen offensichtlich schon eine ganze Menge Zukunft ein.
Je mehr Firmen sich aber für sogenannte Kryptowährungen interessieren, desto lauter werden die Rufe nach Regulierung. Nicht zuletzt von der Securities and Exchange Commission (SEC) der USA kommen Rufe in diese Richtung. Sogenannte Krypto-Währungen sind in einigen Ländern Afrikas faktisch bereits verboten. Deutliche Worte auch aus dem Euro-Tower in Frankfurt: Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) Lagarde hat es rundweg abgelehnt, Bitcoin als Währungsreserve auch nur in Erwägung zu ziehen. Ihre ultimative Antwort: Der e-Euro. Dem Bitcoin-Kurs scheint dies bisher nicht geschadet zu haben, dabei wäre ein digitaler Euro eine echte Alternative für alle, die eine Währung und kein Spekulationsobjekt mit geringer Marktkapitalisierung suchen. Wenn dann allerdings von einer Gruppe europäischer Ökonomen das Stilllegen von der EZB gehaltenen Staatsanleihen gefordert wird, wird damit zwar das Konzept des Helikoptergeldes wieder aufgewärmt, es ist aber nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme. Die EZB tut gut daran, sich dessen zu erwehren und auf die bestehenden Verträge zu verweisen.
In einer Situation, in der bereits viel von der Zukunft erwartet wird, ist es umso wichtiger, dass die Bekämpfung der Pandemie, und damit die Erholung der Volkswirtschaften, vorankommt. Noch zeigen sich immer wieder Spuren des Virus in den ökonomischen Datenlagen.
Auch die japanische Ökonomie blieb von der Pandemie nicht verschont. Seit mehr als einem Jahrzehnt schrumpfte sie 2020 zum ersten Mal wieder. Real ging das Bruttoinlandsprodukt im letzten Jahr um 4,8% zurück. Dabei fiel der Rückgang schwächer aus als erwartet, dank der Tatsache, dass die Exporte im vierten Quartal 2020 wieder anzogen. Im ersten Quartal dieses Jahres ist ein „Dip“ zu erwarten, aber mit den voranschreitenden Impfungen sollte Japans Wirtschaft dann spätestens im zweiten Quartal wieder anspringen.
Die Woche voraus
In der kommenden Woche wird der Datenkalender von den Sentiment- und Frühindikatoren dominiert. Gleich am Montag stehen der ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland, der Chicago-Aktivitätsindex sowie der Index der Frühindikatoren für die USA zusammen mit dem Index für das verarbeitende Gewerbe der Dallas-Fed an. Am Dienstag kommt dann das Verbrauchervertrauen des Conference Boards für die USA hinterher, zusammen mit dem Frühindikator der Federal Reserve Bank von Richmond. Der Donnerstag ist der Tag, an dem die Markt-Ökonomen Überstunden schieben müssen. Die Wirtschaftsstimmung für die Eurozone, das GfK-Verbrauchervertrauen für Deutschland und weitere Euro-Länder werden veröffentlicht. Dazu der Frühindikator der Kansas-City Fed und die Auftragseingänge der US-Industrie, sowie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die USA. Aufschlussreich dürfte auch die Entwicklung der Geldmenge M3 für das Eurogebiet werden. Anders als die Bundesbank schert sich die EZB schon lange nicht mehr um die Entwicklung ihrer Geldmenge, aber es ist und bleibt ein wichtiger Indikator für die Liquiditätsschwemme, die sich über uns ergießt. Am Freitag stehen vornehmlich Preisdaten im Vordergrund. Es wird interessant sein zu sehen, inwieweit sich die befürchtete (aber kaum sichtbare) Inflation hier manifestiert. So kommen die Verbraucherpreise für Frankreich, für den Großraum Tokio und der Deflator für die persönlichen Konsumausgaben („PCE deflator“) der USA. Während beim MNI Chicago-Einkaufsmanagerindex ein Rückgang im Februar erwartet wird, stellt sich der Consensus bei den privaten Einkommen in den USA auf einen kräftigen Anstieg ein.
Die technische Lage ist derweil etwas uneindeutig, sollte aber weiter den Risiko-AnModus unterstützen, während die anstehenden Konjunkturdaten dem nicht entgegenstehen sollten. Die gleitenden Durchschnitte der großen Aktienindizes deuten auf eine solide Verfassung, während sich bei den Anleihen ein Abbröckeln bei den Kursen abzeichnet. Einige Aktienmärkte sind leicht überkauft, wie die Relative-StärkeIndikatoren zeigen, aber die Bodenhaftung (gemessen an den Bewertungen des USAktienmarktes in Relation zur Volatilität als Preis für das Risiko) ist noch gegeben.
Eine Woche ohne Risiken und Nebenwirkungen wünscht Ihnen,
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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