„Das „Blauer Himmel“-Szenario“
Nachdem sich die Investoren zum Winteranfang Ende letzten Jahres stärker dem Risikoszenario, einem zeitnah bevorstehenden Abgleiten in einen Konjunkturabschwung, zugewandt hatten, sind diese Sorgen längst wieder in den Hintergrund gerückt. Ganz im Gegenteil, inzwischen erscheint für die nächsten Quartale ein Positivszenario möglich. Ein Szenario, welches positiver verläuft als die historisch eher schwankungsanfälligen Märkte in der Spätphase eines Konjunkturzyklus‘. Ein solches „Blauer Himmel“-Szenario beruht auf folgenden Entwicklungen bzw. Hoffnungen:
- Geldpolitik: Die global tonangebende Zentralbank Federal Reserve zögert, trotz dynamischer Arbeitsmärkte und gestiegener Kapazitätsauslastung, der Wirtschaft Unterstützung zu entziehen. Ein Grund dafür ist die Sorge vor langfristig sinkenden Inflationserwartungen. Zahlreiche Zentralbanker betonen derzeit auffällig oft, dass das Inflationsziel von 2% symmetrisch gelten soll. Das bedeutet, dass auf die in den letzten Jahren durchlebte Phase mit Inflationsraten unter 2% auch eine Phase mit Preissteigerungen oberhalb dieses Ziel folgen soll. Wenn man eine gewisse Überhitzung der Wirtschaft eine Zeit lang tolerieren möchte, kann man länger als gewohnt eine expansive Politik verfolgen. Nach dieser Lesart könnte der Konjunkturzyklus länger durchhalten als noch vor ein paar Monaten erwartet.
- Zyklische Wachstumsbeschleunigung: Nach dem vielerorts schwachen Wachstum in den letzten drei Quartalen liegen die Hoffnungen unter anderem auf Maßnahmen zur Stabilisierung des Wachstums in China und auf dem Auslaufen negativer Sondereffekte in Europa, wie sie z.B. bei der deutschen Automobilproduktion zu beobachten waren. Gerade die letzten Daten aus China (gestiegenes Geldmengenwachstum, Bodenbildung beim Einkaufsmanagerindex) geben den „Bullen“ Rückendeckung. Dazu passt, dass unser Modell zur Einschätzung der kurzfristigen Rezessionswahrscheinlichkeit über 6 Monate nur ein sehr geringes Risiko von ca. 6% anzeigt. (siehe Grafik der Woche). Dazu passt, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen mittlerweile weniger stark abwärts revidieren als dies noch bis Februar zu beobachten war.
- Abflauender politischer Gegenwind: Zumindest kurzfristig ist ein ungeordneter Brexit vom Tisch, und vom chinesisch-amerikanischen Handelsstreit kommen unverändert Entspannungssignale.
Die Woche Voraus
In der Woche nach Ostern stehen einige wichtige Sentimentindikatoren im Kalender, zum Beispiel die Vorabschätzung des japanischen Einkaufsmanagerindex (Di), der deutsche Ifo-Index oder das französische Geschäftsklima (Mi), bzw. das amerikanische Verbrauchervertrauen (Fr). Aus den USA erwarten wir außerdem Daten zum Häusermarkt (Mo + Di), zum Auftragseingang bei langlebigen Wirtschaftsgütern (Do) und die erste Schätzung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal (Fr). Hier werden die Hoffnungen auf ein positiveres Szenario auf dem Prüfstand stehen. In Japan findet außerdem am Donnerstag die Sitzung der Zentralbank statt. Im Fokus der Aktienmärkte dürfte die Berichtssaison zum ersten Quartal stehen. Es steht ein Zahlenreigen vieler prominenter Unternehmen an. Im Verhältnis zum starken Vorjahresquartal stellen sich die Analysten aber auf leicht schrumpfende Gewinne ein. Vor allem Verbesserungen bei den Geschäftsausblicken würden die zuletzt gesehenen Kursgewinne untermauern.
Active Is
Vor dem Hintergrund der seit Jahresanfang schnell gestiegenen Aktienkurse sind die Aktieninvestoren schon einige Schritte in Richtung „blauer Himmel“ gegangen. Gemäß Umfragen scheinen viele Investoren aber dennoch mit angezogener Handbremse unterwegs zu sein. Diese könnten also noch positiv überrascht werden und investieren.
Lassen Sie sich zu Ostern positiv überraschen, vielleicht sogar bei blauem Himmel!
Ihr Stefan Rondorf
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