Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 16.11.2018

„Unsicherheit gehört einfach dazu“
Nichts hassen die Kapitalmärkte so sehr wie die Unsicherheit. Und dennoch: Nichts gehört zu den Kapitalmärkten mehr als eben diese Unsicherheit. Wäre alles immer vorhersehbar, gäbe es zwar keine Überraschungen, es gäbe aber auch keine Risikoprämie zu verdienen. Und so ist es die Unsicherheit, die die letzten Wochen dominiert hat. Der Index der politischen Unsicherheit („EPU“ „Economic Policy Uncertainty Index“), der die großen Tageszeitungen nach Begrifflichkeiten zu diesem Themenkomplex per Wortzähl-Algorithmus ausliest, ist wieder gestiegen und mit ihm auch die Volatilität (gemessen am VIX für den Aktienmarkt). Der Anstieg des EPU lässt sich über alle großen Regionen feststellen (vgl. Grafik der Woche). Am deutlichsten ist er allerdings für China geklettert, was auch mit der konjunkturellen Abschwächung und dem Handelskonflikt mit den USA zusammenhängen dürfte.

Die Woche Voraus:
Mal sehen, was aus der Twittersphäre so kommt. Die politische Agenda selbst ist in der kommenden Woche recht ruhig. Das Hauptaugenmerk dürfte daher auf den Konjunkturdaten liegen. Diese werden auch immer wichtiger, je klarer die Erkenntnis wird, dass wir uns in einer späten Phase des Konjunkturzyklus‘ bewegen, und es gerade in Europa, aber auch in Asien – und hier besonders China – darum geht, ob sich die Schwächesignale im Datenkranz fortsetzen. Die kommende Börsenwoche beginnt dabei aber erst so richtig am Dienstag, wenn die Daten zum US-Immobilienmarkt anstehen. Nach der zuletzt starken Abschwächung bei den Baubeginnen ist mit einer Erholung zu rechnen. Abgesehen vom Aktivitätsindex der japanischen Industrie steht der Mittwoch ganz im Zeichen der Vereinigten Staaten. Bei den Auftragseingängen für die langlebigen Güter muss mit einem Rückgang zum Vormonat gerechnet werden, wobei dieser vor allem aus dem Transportsektor kommen sollte. Die Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe, der Index der Frühindikatoren und die Verkäufe bestehender Häuser dürften insgesamt positiv ausfallen. Spannend wird am Donnerstag auch die erste Schätzung für das Verbrauchervertrauen in der Eurozone. Es ist zuletzt merklich zurückgegangen und vor allem in Italien wäre eine weitere Abschwächung nicht überraschend.

Am Freitag heißt es dann: volle Deckung. Ein Konjunkturindikator reiht sich an den nächsten. Das Bild wird geprägt von den vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende und nicht-verarbeitende Gewerbe. Diese bewegen sich in der Eurozone, Japan (hier steht nur das verarbeitende Gewerbe an) und den USA erfreulicherweise noch merklich über der Expansionsschwelle von 50 Indexpunkten, wobei für die Eurozone zu erwarten ist, dass sich die Indikatoren weiter leicht abschwächen, während sie sich in den USA von ihrer robusten Seite zeigen sollten.

Active is: Insgesamt ist die Unsicherheit zurück an den Märkten. Die zumindest für die USA freundlichen Konjunkturdaten sollten zwar dazu beitragen, das Stimmungsbild zu stabilisieren. Ins Positive drehen aber können sie es vermutlich nicht. Zum einen sollte sich der latent abzeichnende Konjunkturgraben zwischen dem alten und dem neuen Kontinent weiter vertiefen, zum anderen war die zwischenzeitliche Erholung an den Aktienmärkten nicht stark genug um wichtige Widerstände nach oben zu durchbrechen. Gut nur: Der Verkaufsdruck hat nachgelassen, wie es an den Relative-Stärke-Indikatoren für die großen Regionen ablesbar ist. Die Stimmung unter den Anlegern ist im Bereich des Realismus. Das Bullen- und das Bären-Lager halten sich in etwa die Waage. Das sieht insgesamt nach einer Seitwärtsbewegung mit Schwächeneigung für Aktien aus. Der US-Dollar dagegen dürfte sich gegenüber dem Euro stabil erweisen, obwohl sich die Gemeinschaftswährung zum „Greenback“ bereits auf dem tiefsten Stand seit zehn Jahren bewegt und die Spekulanten beträchtliche Long-Positionen aufgebaut haben. Das Konjunkturdifferenzial spricht weiter für ihn, während über der Eurozone das Damoklesschwert des italienischen Haushalts schwebt.

Abwägbarkeit wünscht Ihnen
Hans-Jörg Naumer
 


RECHTLICHER HINWEIS
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und die Erträge daraus können sowohl sinken als auch ansteigen und Investoren erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht in voller Höhe zurück. Die hierin enthaltenen Einschätzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich - ohne Mitteilung hierüber - ändern. Die verwendeten Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen und wurden als korrekt und verlässlich betrachtet, jedoch nicht unabhängig überprüft; ihre Vollständigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert und es wird keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aus deren Verwendung übernommen, soweit nicht durch grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Fehlverhalten verursacht. Bestehende oder zukünftige Angebots- oder Vertragsbedingungen genießen Vorrang. Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung; herausgegeben von Allianz Global Investors Europe GmbH, www.allianzgi.de , einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, gegründet in Deutschland, mit eingetragenem Sitz in Bockenheimer Landstrasse 42-44, D-60323 Frankfurt am Main, eintragen im Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt am Main unter HRB 9340, zugelassen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Die Vervielfältigung, Veröffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet.