Der Glaube versetzt Berge
Mitten in einer Pandemie kann es schon mal schwer fallen, an eine Rückkehr zur Normalität zu glauben. Die Medien konzentrieren sich auf Abwärtsrisiken, von denen auch offensichtlich viele vorhanden sind. Dabei übersieht man jedoch möglicherweise positive Entwicklungen, die sich auf das Gesamtbild auswirken.
Nehmen wir zum Beispiel die Impfungen. Die Impfkampagnen verlaufen holprig und weltweit in unterschiedlichem Tempo. Aber die Lage verbessert sich. In den USA wurden bereits 37% der Bevölkerung geimpft. In Großbritannien liegt der Prozentsatz bei 48%. Die EU wird dafür kritisiert, dass sie mit 15% zurückliegt. Aber die Impfungen nehmen Fahrt auf: Seit Februar hat sich die Zahl der täglich verimpften Dosen auf derzeit rund zwei Millionen verdreifacht. Das ist ganz klar ein Fortschritt.
Der Kampf gegen die Pandemie wird künftig auf breiterer Front geführt, zumal die Wirkung der Impfungen durch hart errungene Erfolge im Zuge der sozialen Distanzierung und die wärmere Witterung verstärkt werden sollten (Covid-19 weist ähnlich wie die Grippe eine Saisonalität auf).
Dies bedeutet nicht, dass die kommenden Wochen nicht schwierig werden. Ganz im Gegenteil: Kurzfristig sind die Aussichten für Deutschland, Italien, Frankreich, Indien, Brasilien und zahlreiche anderen Länder durchaus schwierig. Zum Sommer hin könnte sich die Lage jedoch dem IHMEPrognosemodell der University of Washington zufolge in weiten Teilen der Welt verbessern.
Was bedeutet dies für pandemiemüde Volkswirtschaften? Die Entwicklung in den USA kann Anhaltspunkte geben. Die Hochfrequenzdaten aus den USA deuten – vielleicht für manche überraschend – bereits wieder nach oben. Die Zahl der Flugpassagiere steigt rasch an und könnte schon in Kürze wieder bei über zwei Millionen pro Tag liegen. In Bundesstaaten, die ihre Wirtschaft bereits wieder öffnen (z.B. Nevada, Texas, Arizona oder Florida), liegen die Reservierungen in Restaurants über dem VorPandemie-Niveau. Anbieter von personennahen Dienstleistungen stellen neues Personal ein.
Allerdings ist noch unklar, wie es weitergeht. Sorgen wegen Abwärtsrisiken könnten noch einige Zeit lang anhalten, je nachdem, welche neuen Nachrichten zu Impfungen und Virusmutationen bekannt werden. Aber zumindest vorerst gehen wir davon aus, dass die Impfungen den Sieg davontragen werden.
Die Woche Voraus
In der kommenden Woche stehen zahlreiche potenziell marktbewegende Daten an, unter anderem die Unternehmensgewinne für das erste Quartal und einige wichtige Konjunkturdaten. Am Montag wird wohl Japan im Zentrum des Interesses stehen; dort rechnet der Konsens mit einem weiteren Anstieg der Exporte und Importe. In Europa werden die Anleger genau im Blick behalten, ob sich die Produzentenpreisinflation in Deutschland beschleunigt und ob die Arbeitslosenzahlen in Großbritannien ansteigen.
Großbritannien wird auch am Dienstag und Mittwoch eine Hauptrolle spielen, wenn die Konjunkturdaten den Verlauf der Impfkampagne nachzeichnen. Die Inputpreise der Produzenten und die Kernrate der Verbraucherpreisinflation könnten im Vormonatsvergleich ansteigen
Am Donnerstag sollte sich die Aufmerksamkeit dann auf die USA richten. Die Wall Street geht von insgesamt starken Frühindikatoren, zahlreichen Hausverkäufen und einem hohen Stand des Konjunkturindex der Chicago Federal Reserve aus. Auf der anderen Seite des Atlantiks wird die Europäische Zentralbank darüber diskutieren, ob der Umfang der Anleihekäufe aufgrund der jüngsten Pandemieentwicklung und der Lockdowns angepasst werden muss.
Und zum Wochenausklang werden am Freitag vorläufige Einkaufsmanagerindizes für Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA veröffentlicht. In Kontinentaleuropa dürfte sich die Lage im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor eintrüben, die US-Daten dagegen könnten so rasch ansteigen wie seit Jahren nicht mehr.
Technische Daten
Der Reflationstrend hat eine Pause eingelegt; die Anleger wägen derzeit ab, wie wahrscheinlich eine Normalisierung des wirtschaftlichen Umfelds ist. Der VIXVolatilitätsindex des CBOE, das sogenannte „Angstbarometer“ der Wall Street, ist wieder auf das Niveau vom Februar 2020 zurückgegangen, die Rohstoffpreise sind gesunken und die Anleiherenditen bewegen sich seitwärts.
Es ist nicht sicher, dass diese Entwicklung von Dauer ist. In den USA hat sich die Marktbreite verringert. Der S&P 500 handelt zwar nahe seinen Rekordständen, die Zahl der Aktien, die neue 52-Wochen-Höchststände erreichen, nimmt aber ab. Bei einer stilorientierten Analyse liegen Wachstumswerte wieder vorn, Value-Sektoren weisen jedoch beträchtliches Aufholpotenzial auf.
In den kommenden Wochen werden wir verschiedene Marktentwicklungen im Blick behalten, u.a. die Kapitalflüsse (die nach wie vor unterstützend wirken), die Unternehmensgewinne (möglicherweise besser als erwartet), das Momentum (zuletzt schwächer) und saisonale Faktoren (Stichwort „Sell in May“).
Glauben Sie an die Zukunft!
Greg Meier
Senior Economist, Direktor
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