Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 15.11.2019

Hoffnung, Psychologie & Herdentrieb bei der Geldanlage: Die Animal Spirits

Schaut man sich einige prägnante Bewegungen an den Kapitalmärkten in den letzten Wochen an, lassen diese sich nur schwer durch eine nüchtern-rationale Analyse von Fundamentaldaten begreifen. Vielmehr nehmen „weiche“ Faktoren wie Hoffnung, Psychologie und ein gewisser Herdentrieb eine wichtige Rolle ein – die von den Nobelpreisträgern Akerlof und Shiller sogenannten „animal spirits“.

Als Ausgangspunkt dieser Entwicklung ab Anfang September identifizieren wir die Kombination aus entschärften politischen Unsicherheitsfaktoren, eher pessimistisch gestimmten und daher defensiv positionierten Investoren sowie attraktiven Bewertungen für zyklische, eher riskantere Vermögensklassen. Seit der Aussicht, dass es vorerst keine weitere Erhöhung von Zöllen im amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt geben wird und einer zaghaften Stabilisierung von Frühindikatoren sowie Geldmengenaggregaten haben sich die Renditen von Staatsanleihen merklich nach oben bewegt. Innerhalb der Aktienmärkte haben zyklische Sektoren wie Automobil und Rohstoffe nach langer Durststrecke ein Lebenszeichen ausgesendet.

Während die „animal spirits“ auf den Kapitalmärkten geweckt sind, sollte diese für eine nachhaltige Konjunkturbelebung auch zu den Unternehmenslenkern durchdringen. Hier haben die politischen Unsicherheiten nämlich über die letzten Quartale Bremsspuren bei Investitionen, Lagerhaltung und Preissetzungsspielräumen hinterlassen. Dies in einem Umfeld höherer Löhne bedeutet geringeres Gewinnwachstum, wie die bisher negativen Gewinnwachstumsraten (im Vergleich zum Vorjahresquartal) der Q3-Berichterstattung sowohl in den USA als auch in Europa zeigen.

Die Woche Voraus

Wir werden über die nächsten Wochen genau beobachten, ob die optimistischere Stimmung am Kapitalmarkt auf den Unternehmenssektor abstrahlt. In der nächsten Woche stehen daher die Vorabschätzung der Einkaufsmanagerindizes für November aus Japan, Europa, Deutschland, Frankreich und den USA am Freitag im Mittelpunkt. Daneben werden die Kfz-Zulassungszahlen aus der Eurozone veröffentlicht, in den USA werden wir außerdem mehr über den Diskussionsverlauf der letzten Notenbanksitzung erfahren, welche bekanntlich zu geringer ausgeprägten Zinssenkungserwartungen geführt hat. Daneben werden neue Zahlen zum US-Häusermarkt (Baugenehmigungen) erwartet, ein Segment der Wirtschaft, welches traditionell eher schnell auf gesunkene Leitzinsen reagiert.

Active is: Chancen nutzen

Dass Aktienmärkte in Hoffnung auf Verbesserung steigen bevor fundamentale Daten dies schwarz auf weiß belegen, ist kein neues Phänomen. Oft genug haben Aktieninvestoren in der Vergangenheit ein gutes Gespür für zukünftige Verbesserungen des Umfelds bewiesen. Diese Erfahrung in Kombination mit günstiger Saisonalität am Jahresende und eher risikoscheu positionierten Investoren könnte taktisch Chancen für Aktienmärkte bedeuten, die nach der Eroberung von Allzeithochs auch in der technischen Analyse vielversprechend aussehen. Allerdings merken wir an, dass es zunehmend schwieriger für Zentralbanken und Regierungen wird, den fortschreitenden Konjunkturzyklus nachhaltig zu beleben. Und ob eine zeitweilige Entschärfung des Handelsstreits in einigen Punkten die globale Investitionszurückhaltung der Unternehmen nachhaltig beseitigt, ist keine ausgemachte Sache.

Behalten Sie sich Ihre „animal spirits“,
wünscht Ihnen

Stefan Rondorf
Senior Investment Strategist, Global Economics & Strategy


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