„Im Wartezimmer“
In den vergangenen Wochen hat eine geradezu atemberaubende Kehrtwende stattgefunden. Ende 2018 hatten die Anleger ganz klar mit einer Baisse zu kämpfen, die durch eine Reihe von Befürchtungen (mögliche Rezession, Handelskonflikt, Brexit und Zinserhöhungen der Federal Reserve) ausgelöst wurde. Inzwischen sind diese Sorgen abgeklungen, und die Kurse an den globalen Aktienmärkten sind seit dem 1. Januar um rund 8% angestiegen.
Dennoch sind die Unsicherheiten hoch. Wir befinden uns bzgl. der weiteren Entwicklungen im „Wartezimmer“.
Denn für einige für die Weltwirtschaft entscheidende Faktoren (z.B. kapitalintensive Investitionen) ist ein gewisser Optimismus eine Grundvoraussetzung. Im heutigen Umfeld fällt es den Unternehmen angesichts der Unsicherheiten – insbesondere in Bezug auf den Welthandel und den Brexit – schwer, Entscheidungen mit längerfristiger Wirkung zu treffen und umzusetzen. Wenn z.B. die derzeitigen Zölle weiterhin erhoben werden, könnte es sich für manche Unternehmen lohnen, ihre Anlagen in China zu schließen und in andere Länder zu verlagern. Je länger die Unklarheit anhält, desto größer wird das Risiko, dass die Nachfrage z.B. nach Baumaschinen, Industrieanlagen oder Baumaterialien abklingt. Insofern ist der Brexit zwar vor allem ein Thema für Großbritannien und die EU und der Handelskonflikt vor allem eine Angelegenheit zwischen den USA und China – aber die entstandenen Unsicherheiten können sich indirekt auch auf andere Länder auswirken.
Dies ist auch ein Grund dafür, dass sich das weltweite Wachstum abschwächt.
Die kommende Woche
Zahlreiche Ereignisse stehen an, die sich auf die Märkte auswirken könnten. In Großbritannien wird das Augenmerk vor allem der Politik gelten. Selbst wenn Premierministerin Theresa May ihren Brexit-Plan noch durchsetzen kann, könnten die Unsicherheiten rund um den Austritt anhalten. Der Stichtag (29. März) rückt zwar rasch näher, aber die Übergangsfrist endet möglicherweise erst im Dezember 2020. Negative Auswirkungen der Brexit-bedingten Unsicherheit sind bereits zu erkennen.
Auf der anderen Seite des Ärmelkanals hoffen Anleger im Euroraum auf Anzeichen für eine konjunkturelle Stabilisierung. Am Mittwoch und Donnerstag werden die Daten zum Verbrauchervertrauen sowie zur Stimmung im verarbeitenden Gewerbe im Februar veröffentlicht. Beide Indizes notierten im Vormonat nahe ihren Zwei-Jahres-Tiefständen. In Deutschland veröffentlicht das ZEW-Institut seine aktuellen Stimmungs-indizes. Die Einschätzung der ‚aktuellen Lage‘ liegt nahe den Tiefständen aus dem Jahr 2015, die ‚Erwartungen‘ haben sich jedoch zuletzt verbessert.
In China stehen keine wichtigen Datenveröffentlichungen an. Daher dürften die Anleger ihre Blicke auf Japan richten, um mehr über die wirtschaftliche Lage in Asien zu erfahren. In Japan werden Daten zu den Exporten und zu den Auftragseingängen im Maschinenbau (beide Reihen zeigten zuletzt nach unten) sowie zur Lage im verarbeitenden Gewerbe (am Rande einer Kontraktion) veröffentlicht.
Das Protokoll der Federal Reserve-Sitzung im vergangenen Monat wird nicht nur für die USA von Bedeutung sein. Die Geldpolitiker äußerten, sie würden in Bezug auf künftige Zinsanhebungen „geduldig“ vorgehen, und tatsächlich sind am Fed Funds Futures-Markt auch derzeit keine weiteren Zinsschritte eingepreist. Dies hängt jedoch nicht zuletzt mit den handels- und fiskalpolitischen Unsicherheiten zusammen. Das Protokoll könnte genauer auf die bestehenden Herausforderungen eingehen und Aufschluss darüber geben, welche Faktoren Zinsanhebungen auslösen könnten, wenn die Unsicherheiten abklingen. Darüber hinaus werden zahlreiche Konjunkturdaten veröffentlicht, u.a. das Vertrauen im Wohnungsbau, die Auftragseingänge für dauerhafte Gebrauchsgüter, die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe, die Frühindikatoren und die Zahl der Ölplattformen. Die Kursänderung der Federal Reserve hin zu einer geduldigen Zinspolitik könnte es den Zentralbanken in den Schwellenländern ermöglichen, vorerst eine abwartende Haltung einzunehmen (vgl. unsere Grafik der Woche).
Active is: Technische Daten berücksichtigen
Aus technischer Sicht erscheint die Rally im Januar übermäßig kräftig, was das Risiko eines erneuten Rückschlags am Markt erhöht. Sieht man einmal vom Aktienmarkt ab, so könnten die Anleiherenditen weiter sinken und der US-Dollar aufwerten.
Geduld ist eine Tugend!
Greg
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