Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 15.01.2021

Tauziehen / KI & Nachhaltigkeit / RECP

Die abgelaufene Woche verlief nicht ruckelfrei. Alte Sorgen um den weiteren Verlauf der Pandemie kamen wieder hoch, ebenso wie um die USamerikanische Innenpolitik. Dazu eine Konjunktur, deren Entwicklung im Zuge von erneuten Lockdowns immer wieder ihre Brüchigkeit zeigt. Wenig überraschend alles, aber in einem Aktienmarktumfeld, das geradezu überschäumend aus dem alten ins neue Jahr durchzustarten schien, sind das gerne genommene Vorwände für Gewinnmitnahmen hier und da. Das konjunkturelle Tauziehen zwischen dem Gegenwind der Covid-19-Pandemie und dem Rückenwind der Erwartungen einer baldigen Erholung, die auch fiskalisch unterstützt wird, geht derweil weiter, und spiegelt sich auch in den Konjunkturdaten wider. Unser proprietärer MakroBreitenindikator („Macro Breadth Index“) zeigt dabei starke Divergenzen aus regionaler und sektoraler Perspektive. Besonders Asien, und hier China, treiben die positive Entwicklung, während die Ökonomien der USA und Großbritanniens zuletzt eher Schwächen zeigten.

Die Woche voraus

Der Datenkalender ist in der neuen Woche wieder bis zum Rand gefüllt. Den Auftakt machen am Montag und Dienstag die Industrieproduktion für China und die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland. Donnerstag und Freitag bilden dann die Schwerpunkte für die Konjunkturbeobachtung. Aus den USA stehen die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit und der Konjunkturausblick der Philadelphia Fed an. Dazu gesellen sich das Konsumentenvertrauen und der Einkaufsmanagerindex sowohl für die USA als auch für die Eurozone und Großbritannien. Aus der Datenfülle stechen dann noch das GfK-Konsumentenvertrauen für das Vereinigte Königreich hervor. Entscheidend wird bei den Erwartungskomponenten sein, was mehr Gewicht einnimmt: Die LockdownMaßnahmen oder die zunehmende Hoffnung auf den Impfstoff. Auf der politischen Bühne tritt der neugewählte Präsident der USA, Joe Biden, ins Rampenlicht. Seine Vereidigung ist für den Donnerstag angesetzt.

Die Europäische Zentralbank, deren Rat am Donnerstag zusammenkommt, sollte sich weder von der Konjunkturlage noch von der Pandemiebekämpfung beeindrucken lassen. Bei ihr stehen die Zeichen auf mehr Liquidität, was auch in der begleitenden Kommunikation zum Ausdruck kommen sollte. Da ist kaum zu erwarten, dass es auf Seiten der EuroAnleihen zu einer baldigen Abkehr vom Negativzinsumfeld kommt. Die (erwünschte) Inflation macht sich nicht bemerkbar, während die Anleihekaufprogramme weiterlaufen. Interessant dabei: Die Break-EventInflationsraten sind in den USA, der Eurozone und Großbritannien leicht gestiegen. Setzt sich diese Entwicklung fort, könnten dies Signale dafür sein, dass die Marktteilnehmer erwarten, die Reflationierung könne gelingen. Ja es wurden sogar schon Stimmen laut, die ein „Tapering“, ein Zurückführen der geldpolitischen Maßnahmen der USZentralbank Federal Reserve ins Gespräch gebracht haben. In Anbetracht der Stimmungslage bei der Fed wäre es aber eher verwunderlich, wenn daraus mehr würde. Allerdings: Die Bank of Japan hat zuletzt ihre Aktienkäufe, die sie marktneutral über ETFs durchführt, reduziert.

Das Umfeld für Aktien scheint, von der Positionierung der Anleger her betrachtet, unverändert günstig zu sein. Die globalen Zuflüsse in Aktienfonds legten über die letzten Wochen merklich zu, deutlich stärker als bei Anleihefonds, wobei hier die Zuflüsse in Unternehmensanleihen dominieren. Die Anleger neigen also zu risikoreicheren Anlageformen. Dabei steht mit den CashPositionen in Geldmarktfonds noch mehr als genug Geld an der Seitenlinie, was im Niedrig-/Negativzinsumfeld investiert werden will (vgl. Grafik der Woche). Die kumulierten Zuflüsse in Geldmarktfonds sind nach Ausbruch der Pandemie geradezu angeschwollen, und bewegen sich seither – getragen auch von den erhöhten Sparquoten – fast immer noch auf Rekordniveau. Dazu kommt ein für den Jahresanfang typisches Muster: Die institutionellen Anleger sind mit neuen Risikobudgets ausgestattet, was den Aktien typischerweise Rückenwind gibt.

Das sieht nach einem Tauziehen auch an den Kapitalmärkten aus: Liquidität und Renditeumfeld sprechen für risikoreichere Anlageklassen. Die technische Lage, welche zeigt, dass die Märkte in einer nicht mehr überschäumend optimistisch Verfassung sind, lässt erhöhte Nervosität erwarten. Das Gesamtbild sollte allerdings mittelfristig vom Anlagenotstand und der Suche nach Kapitaleinkommen geprägt bleiben.

Dr. Hans-Jörg Naumer

Director, Global Capital Markets & Thematic Research


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