Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 14.12.2018

„Fürchtet Euch nicht!“
In vorweihnachtliche Stimmung sind die Kapitalmärkte nicht eingetaucht. Im Gegenteil. Sie bewegen sich unverändert zwischen Hoffen und Bangen, und versuchen, sowohl aus dem Datenreigen als auch aus den Unabwägbarkeiten der Geo-Politik eine Richtung herauszulesen. Kein Wunder also, dass die Handelspolitik weiter für ein Auf und Ab an den Märkten sorgte. Gleichzeitig droht der BREXIT-Prozess in eine dramatische nächste Phase überzugehen, und der Reformprozess in Frankreich scheint ins Stocken zu geraten in Anbetracht der Proteste der „Gelbwesten“. Der Risikozuschlag französischer OATs gegenüber deutschen Bunds hat sich ausgeweitet.

Dazwischen die Europäische Zentralbank, die 2019 Kurs auf Zinsanhebungen nehmen muss. Es ist eine Gratwanderung, die konjunkturelle Lage auszutarieren und keine Hoffnungen auf eine weitere Verschiebung der Zinsschritte aufkommen zu lassen. EZB-Chef Draghi hatte es auf seiner Pressekonferenz nicht gerade einfach. Zumal auch er weiß, dass sich die Kernrate der Verbraucherpreise nach oben arbeitet und ihm die argumentative Tür schließt.
Das Konjunkturbild zeigte sich von seiner eher freundlichen Seite. In den USA ist die Zahl der offenen Stellen im Oktober gestiegen, was knapp unter dem zyklischen Hoch von August ist. Dies spricht gegen eine rezessive Abkühlung der US Wirtschaft.

Die Frühindikatoren für Japan erholen sich. Trotz des Anstiegs bleibt das Konjunkturmomentum allerdings schwach. Das spricht für einen anhaltenden Druck auf die Exporte und in der Folge auch auf die Produktion, was sich zeitnah auch in den harten Fakten niederschlagen sollte. Die Handelsstreitigkeiten kommen also auch hier an. Der „Economy Watchers Survey“ geht dabei davon aus, dass die japanische Wirtschaft nach einem deutlichen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal gegen Jahresende wieder wachsen wird. In der Eurozone hat die italienische Industrieproduktion im Oktober auf der positiven Seite überrascht, was umso wichtiger ist in Anbetracht der Auseinandersetzungen um den italienischen Haushalt. Das Sentiment in der französischen Industrie hat sich dagegen im November abgekühlt.

Derweil werden die globalen Rohstoffpreise nach einer durch die Iran Sanktionen der USA bedingten Sonderbewegung von fundamentalen Faktoren eingeholt. Die Sanktionen hatten kurzfristig für Spekulationen um Lieferengpässe im Ölmarkt gesorgt, was zusätzlich durch Diskussionen um Produktionskürzungen der OPEC angeheizt wurde. Am aktuellen Rand überwiegt wieder die Ernüchterung über einen hohen US-Dollar und ein fallendes Momentum im verarbeitenden Gewerbe auf globaler Basis.

Die Woche Voraus
In der neuen Woche steht zwar eine Fülle an Konjunkturindikatoren an, aber lediglich die Stimmungsindikatoren sollten von größerem Interesse sein. Gleich am Montag kommt der Empire State Index für die US-Wirtschaft. Am Dienstag folgt der ifo-Konjunkturklimaindex, der wohl wichtigste Stimmungsindikator für die deutsche Wirtschaft. Er befindet sich seit geraumer Zeit im Sinkflug - getrieben sowohl von der Erwartungs- als auch von der Lagekomponente. Dass es bei all‘ den Unsicherheiten weltweit zu einer Trendwende kommt, ist kaum zu erwarten.

Am Mittwoch steht dann der wohl wichtigste Termin an: Der geldpolitische Ausschuss der Federal Reserve tagt. Ein weiterer Zinsschritt ist zu erwarten, was auch zumindest zu 70% eingepreist ist. Bedeutungsvoll wird wohl die Begleitmusik: Aktuell stellen sich die Märkte darauf ein, dass es im kommenden Jahr maximal noch zu zwei Zinsschritten kommt. Die Frage ist jetzt, ob diese Erwartung genährt wird. Fed-Chef Powell muss der Kunstgriff gelingen, die „Forward Guidance“ für die Märkte zu kassieren, seine Zinspolitik mehr auf die Entwicklung der Konjunkturdaten auszurichten, und gleichzeitig nicht zu taubenhaft („dovish“) zu erscheinen.

Der Donnerstag sollte ebenfalls von den US-Indikatoren geprägt werden. Es stehen der Konjunkturindex der Zentralbank von Philadelphia, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Index der Frühindikatoren an. Am Freitag kommen das Verbrauchervertrauen für die Eurozone und das Geschäftsklima für Frankreich, das in Anbetracht der Proteste der „Geldwesten“ kaum positiv stimuliert worden sein dürfte.

Active is:
Das Gute in dieser Gemengelage ist, dass die noch vor Wochen zu beobachtende Schwerelosigkeit der Märkte einem neuen Realismus gewichen ist, festzumachen an der Relation des Kurs-Gewinn-Verhältnisses des S&P 500 in Relation zum VIX als Risikomaß. Nach einer Phase des Überschießens liegt dieses wieder auf seinem langjährigen Durchschnitt (vgl. Grafik der Woche). Gleichzeitig zeigen auch die Relative-Stärke-Indizes für die großen Märkte nach dem vorherigen Verkaufsdruck bei Aktien jetzt eine entspanntere Lage an. Das spricht für einen weniger volatilen Jahresausklang.

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen
Hans-Jörg Naumer


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