Technische Faktoren im Blick behalten
Chancenreiche Vermögenswerte hatten aufgrund der Anzeichen für eine wirtschaftliche Stabilisierung in diesem Jahr bisher einen Lauf. Nun stellt sich die Frage, ob sich diese Entwicklung trotz des neu aufkommenden Gegenwinds fortsetzt.
Der Optimismus hat ganz klar zugenommen: Die Aktienkurse sind auf Allzeithöchststände gestiegen, da die Daten sowohl in Europa als auch in den USA und Asien besser als erwartet ausfielen. Und die Zentralbanken geben weiterhin Vollgas und sind eher wegen möglicher Abwärtsrisiken als wegen einer Überhitzung besorgt.
In diesem Umfeld – brummende Konjunktur und historisch niedrige Zinsen – konnten die Unternehmen wieder ein Gewinnwachstum erzielen. Laut FactSet steigen die Gewinne im S&P 500 im vierten Quartal 2019 wahrscheinlich um 0,7% gegenüber dem Vorjahr. Dieser Wert ist zwar im Vergleich zu Wachstumsraten von über 20% über weite Strecken des Jahres 2018 hinweg nicht sehr beeindruckend. Aber er ist deutlich besser als der Rückgang um 1,7%, der zum Jahresende vorhergesagt wurde, und wenn die Schätzung zutrifft, wäre damit der Gewinnrückgang der drei vorhergehenden Quartale beendet.
Wie sieht der Marktausblick für 2020 aus? Analysten gehen von einer weiteren Beschleunigung des Gewinnwachstums auf 8,3% in diesem Jahr aus. Und der Volatilitätsindex des CBOE (der die Kosten einer Absicherung gegen einen möglichen Kurseinbruch misst) liegt mit 15,0 deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt von 19,1. Zusammengenommen bedeutet dies: Die Anleger sehen nicht nur Gewinne winken, sondern halten auch keine größeren Absicherungsmaßnahmen für erforderlich.
Dennoch ergeben sich neue Herausforderungen für das „Goldilocks“-Umfeld, in dem die Aktienkurse in einem rekordlangen Bullenmarkt gestiegen sind. Die offensichtlichste ist das Coronavirus, an dessen Folgen bis jetzt 1.115 Menschen gestorben sind. Einerseits breitet sich das Virus inzwischen langsamer aus, was darauf hindeutet, dass es kurzfristig zu einem Schock für die Wirtschaft und danach zu einer V-förmigen Erholung kommt. So war es auch während des SARS-Ausbruchs in den Jahren 2002 – 2004. Dies spricht aus Sicht der Anleger dafür, sich jetzt für eine Erholung zu positionieren – aber natürlich auch im Blick zu behalten, dass man aus der Entwicklung in der Vergangenheit nicht auf die Zukunft schließen kann. (Vgl. dazu unsere „Grafik der Woche“). Andererseits ist noch vieles unklar. Das Virus hat sich sehr viel schneller ausgebreitet als SARS, und die Weltwirtschaft ist sehr viel enger vernetzt und stärker von China abhängig als in den Jahren 2002 – 2004. Damals hatte China einen Anteil von 4% am weltweiten BIP, heute dagegen sind es 18%. Möglicherweise wird in den kommenden Monaten ein Impfstoff entwickelt; bei umfangreichen Arbeitsausfällen könnte die Produktion jedoch länger als erwartet unterbrochen werden, so dass die Erholung dann U- oder L-förmig verläuft.
Die kommende Woche
Angesichts des zuletzt kräftigen Wachstums, der rekordhohen Aktienkurse und der durch das Coronavirus verursachten Unsicherheiten sind die neuen Daten von größerer Bedeutung als sonst. In der kommenden Woche wird sich die Aufmerksamkeit in Asien vor allem auf die neuesten Veröffentlichungen über das Coronavirus und die Angaben zur Auslastung der Produktionsstätten der einzelnen Unternehmen richten. In China stehen keine wichtigen Konjunkturdaten an, weshalb Anleger wohl die japanischen Daten beobachten werden, um sich über die Lage in der Region klar zu werden. Japans BIP dürfte im vierten Quartal 2019 tatsächlich geschrumpft sein. Die Daten zur Entwicklung des Handels und des verarbeitenden Gewerbes im Januar und Februar bieten wohl größeren Informationsgehalt.
In Europa wird das deutsche verarbeitende Gewerbe im Mittelpunkt stehen; am Freitag wird der Einkaufsmanagerindex für Februar veröffentlicht. Am Dienstag und Donnerstag werden außerdem die Geschäftserwartungen und das Verbrauchervertrauen bekanntgegeben. Vor dem Auftreten des Coronavirus nahm die im weltweiten Vergleich besonders stark vom Handel abhängige deutsche Wirtschaft Fahrt auf.
Umfragen zufolge könnte sich auch die US-Konjunktur beleben. Der Konsens erwartet eine Erholung der Frühindikatoren, der Baugenehmigungen, der Produzentenpreisinflation und des verarbeitenden Gewerbes im Raum New York. Angesichts des Abschwungs an den Ölmärkten könnten die US-Lagerbestände an Öl (Donnerstag) und die Zahl der Bohrplattformen (Freitag) besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch die US-Wahlen werden weiterhin Schlagzeilen machen; die nächste Vorwahl der Demokraten steht am 22. Februar in Nevada an. Bernie Sanders, der sich selbst als „demokratischen Sozialisten“ bezeichnet, liegt sowohl in Nevada als auch landesweit bei den Buchmachern vorn.
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Die Anleger haben sich von den jüngsten Nachrichten zum Coronavirus und von der Korrektur am Energiemarkt nicht beeindrucken lassen. „Long-only“-Aktienanleger scheinen bei sinkenden Kursen eher zu zukaufen, und die Mittelzuflüsse sollten den Markt weiterhin stützen. Dies deutet darauf hin, dass sich die Marktbreite zwar verringert hat, die Erholung aber anhält. Aus Allokationssicht hat sich eine kurzfristige Bodenbildung bei Rohstoffen nicht eingestellt; Gold hat jedoch gut abgeschnitten. Anleihen haben von der jüngsten Risikoaversion profitiert, die Inversion der Renditestrukturkurve in den USA deutet jedoch auf steigende Risiken hin. Bleiben Sie gesund und freuen Sie sich an Ihren Investitionen!
Greg Meier
Director, Senior Economist, Global Economics & Strategy.
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