Weihnachten naht!
Die Anleger haben alles für eine „Weihnachtsrally“ vorbereitet. Einer Umfrage unter Fondsmanagern zufolge hoffen sie auf die rascheste Verbesserung der Aussichten für die Weltwirtschaft seit mindestens 25 Jahren. Rezessionsbefürchtungen wurden durch die Angst etwas zu verpassen abgelöst, und die Barbestände sind auf den niedrigsten Stand seit 77 Monaten zurückgegangen.
Das kommt nicht ganz unerwartet. Normalerweise ist über die Feiertage eine günstige saisonale Entwicklung zu verzeichnen. Seit dem Jahr 1969 sind die Aktienkurse in mehr als zwei Dritteln der Jahre im Dezember angestiegen; Grund sind die Feiertage und der Abschluss von Transaktionen zum Jahresende. Im Vorfeld der Feierlichkeiten sei jedoch etwas Mäßigung angeraten.
Die Kursgewinne in diesem Jahr sind wohlgemerkt nicht auf eine rasche Verbesserung der Unternehmensfundamentaldaten zurückzuführen. Ganz im Gegenteil: Seit dem Tiefstand vom 24. Dezember 2018 hat der S&P 500 zwar um rund 32% zugelegt, die Gewinne sind jedoch lediglich um 2% angestiegen. Die Bewertungen haben sich also um 30% erhöht.
Gleichzeitig hat sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt. Eine gewisse Abschwächung war zu erwarten, weil die Auswirkungen der fiskalischen Impulse in den USA abklingen und vorübergehende Probleme im Auto- und Flugzeugbau aufgetreten sind. Hauptursache ist jedoch der Handelskonflikt. Der jüngste Anstieg des Rezessionsrisikos in den USA ging mit einer Zunahme der „handelspolitischen Unsicherheiten“ einher.
Dieses Phänomen ist zum ersten Mal aufgetreten. Lediglich bei der Ankündigung der NAFTA im Jahr 1994 herrschte vergleichbare Unsicherheit über den politischen Kurs. Die NAFTA sorgte jedoch für positive Unsicherheit: niedrigere Zölle kurbelten das Wachstum in den USA, Kanada und Mexiko an. Derzeit nehmen jedoch die negativen Unsicherheiten zu, was die Investitionen und die globalen Handelsströme dämpft.
Der zunehmende Optimismus der Fondsmanager ist also als Wette auf ein mögliches Handelsabkommen zwischen den USA und China zu verstehen, das die Unsicherheiten für die Weltwirtschaft verringern könnte. Eine wichtige Frage ist, ob die Drohung mit US-Zöllen auch nach Abschluss eines Handelsabkommens fortbestehen wird, wie es vor kurzem gegenüber Mexiko, Argentinien und Brasilien der Fall war.
Die Woche Voraus
In der kommenden Woche stehen zahlreiche wichtige Wirtschaftsdaten an, die in vielen Fällen – jedenfalls laut den Konsensschätzungen – auf eine Stabilisierung oder Verbesserung der wirtschaftlichen Lage hindeuten sollten. Am Montag werden in China Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen, zur Industrieproduktion und zu den Anlageinvestitionen veröffentlicht, die sämtlich die Talsohle überwunden haben dürften und jetzt wieder ansteigen sollten. Außerdem werden wir erfahren, ob das globale verarbeitende Gewerbe die Talsohle erreicht; die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum, Deutschland, Frankreich, Japan, Großbritannien und die USA stehen an. Das verarbeitende Gewerbe wurde vom Handelskonflikt in Mitleidenschaft gezogen und schrumpfte über weite Strecken des Jahres 2019 hinweg, wenngleich sich die Daten zuletzt etwas verbessert haben.
Großbritannien, das nach wie vor mit dem Brexit zu kämpfen hat und im vergangenen Quartal nur knapp eine Rezession vermied, wird zur Wochenmitte ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Dann werden neue Zahlen zum Arbeitsmarkt, zur Inflation, zu den Hauspreisen und zu den Einzelhandelsumsätzen bekanntgegeben. Sowohl die Bank of England als auch die Bank of Japan werden am Donnerstag ihre geldpolitischen Entscheidungen veröffentlichen; erstere sollte ihren Leitzins unverändert lassen, letztere ihn noch weiter in den negativen Bereich senken.
In den USA sind vor allem der Dienstag und der Donnerstag interessant. Berichten zufolge ist mit einer leichten Verlangsamung am Immobilienmarkt zu rechnen; sowohl Baubeginne als auch Baugenehmigungen und Verkäufe von Bestandsimmobilien sollten sämtlich etwas niedriger ausfallen. Die Industrieproduktion sollte dagegen nach zwei Monaten Kontraktion wieder ansteigen, und die Frühindikatoren dürften nach einem drei Monate anhaltenden Rückgang wieder zulegen. Am Donnerstagabend findet die sechste Debatte der demokratischen Präsidentschaftskandidaten statt; in den Umfragen liegen derzeit Joe Biden, Elizabeth Warren und Bernie Sanders vorn.
Active is: Technische Daten analysieren
Trotz diverser Unsicherheiten spricht der markttechnische Hintergrund weiterhin für einen Anstieg der Aktienkurse. Angesichts des vergleichsweise geringen Umfangs der jüngsten Konsolidierungen und der neuerlichen Kapitalflüsse in den Aktienmarkt sollte die Kursentwicklung günstig bleiben. Die Anleger positionieren sich „short“ in Volatilität, an den Märkten für Unternehmensanleihen ist jedoch kein merklicher Druck zu spüren.
Ich wünsche Ihnen viel Vorfreude auf die Feiertage!
Greg
Senior Economist Direktor
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