“When the going gets tougher” / Ineffiziente Märkte / Vermögensbildungspolitik
Der globale Konjunkturaufschwung bleibt intakt, allerdings hat die Wachstumsdynamik ihren Gipfel bereits überschritten und auf regionaler Ebene haben sich die Abkühlungstendenzen zuletzt verbreitert. Insgesamt sehen sich die Kapitalmärkte einer unbehaglicheren Mischung aus nachlassender Wachstumsdynamik bei anhaltendem Inflationsdruck ausgesetzt. Eine Mischung, die den Zentralbanken ihre geldpolitische Ausrichtung und Kommunikation erschwert, wie die vergangene Woche gezeigt hat. Positiv zu vermerken ist, dass die globalen Früh- und Stimmungsindikatoren in letzter Zeit Anzeichen einer Stabilisierung zeigten und unsere Erwartungen eines langsameren, aber immer noch über dem Potenzial liegenden Wachstums der Weltwirtschaft in den kommenden Quartalen bestärkten. Bei den Konsensschätzungen weicht das bisherige all ‘zu optimistische Wachstumsbild einem neuen Realismus. Die befragten Ökonomen nehmen für eine ganze Reihe an Ländern ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt zurück.
Auch die jüngsten Datenpunkte belegen unser Wachstumsbild. Der US-Arbeitsmarkt präsentierte sich mit 531.000 neu geschaffenen Stellen stärker als erwartet. Von seiner Festigkeit gehen merklich Signale in Richtung eines steigenden unterliegenden Inflationsdrucks aus. Dagegen enttäuschte die Industrieproduktion in Deutschland im September zuletzt. Insgesamt bleibt die Produktion um knapp 10% unter dem Niveau vor der Pandemie. Für Frankreich und Spanien halten sich die Produktionen stabiler und liegen noch im positiven Bereich im Vorjahresvergleich. Dies zeigt, dass Deutschland mit seinem hohen Anteil des Automobilsektors merklich stärker von der Lieferkettenproblematik getroffen ist. Angebotsknappheiten bleiben der gemeinsame Nenner gebremsten Wachstums bei erhöhtem Preisdruck auf Erzeugerebene.
Derweilen sorgen Meldungen um einen weiteren Immobilienentwickler, Kaisa, in China für Unruhen. Dessen Wertpapiere fielen aufgrund wachsender Bedenken hinsichtlich der finanziellen Gesundheit. Gemessen am Umsatz ist Kaisa der 27. größte Immobilienentwickler in China. Am wahrscheinlichsten scheint es jedoch, dass die Turbulenzen der chinesischen Bauträger innerhalb des Sektors eingedämmt und nicht auf die übrige Wirtschaft übertragen werden.
Die Woche voraus
Die Datenflut in der kommenden Woche ist wieder beachtlich. Hervorstechen sollten die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion für China (beide Montag). Daneben kommen am gleichen Tag das vorläufige Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für das dritte Quartal aus Japan und der Empire State Index für die USA. Am Dienstag dann folgen das BIP für das dritte Quartal der Eurozone, die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion, sowie die Import- und die Exportpreise jeweils für die USA. Am Mittwoch dürften die Verbraucherpreise für das Vereinigte Königreich interessant werden. Diese sind zuletzt um über 3% gestiegen. In Anbetracht der Probleme bei den Lieferketten, respektive der Chip-Produktion, sollten am Donnerstag auch die PKW-Neuzulassungen für die EU 27 spannend werden. Diese waren zuletzt um etwas mehr als 23% eingebrochen. Am selben Tag stehen auch die Erst- und Folgeanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA an. Bei einem robusten Arbeitsmarkt (die Arbeitslosenrate fiel zuletzt auf 4,6%) sollte auch darüber wieder der Inflationsdruck deutlich werden. In einem Kontext, in dem gerade auch das Infrastrukturpaket in einem Umfang von mehr als einer Billion US-Dollar vom Kongress angenommen wurde, wirft das die Frage einer monetären-fiskalischen Übersteuerung auf. Am Freitag kommen dann noch Preisdaten aus Deutschland und Japan, sowie das GfKVerbrauchervertrauen und die Einzelhandelsumsätze für Großbritannien.
Am Freitag kommen dann noch Preisdaten aus Deutschland und Japan, sowie das GfKVerbrauchervertrauen und die Einzelhandelsumsätze für Großbritannien.
Eine nachlassende Makrodynamik, die sich auch in den Daten der neuen Woche widerspiegeln dürfte, bei einem anhaltenden Inflationsdruck bieten normalerweise ein weniger günstiges wirtschaftliches Umfeld für riskantere Anlageformen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit vorrübergehender Korrekturen in der Mitte des Zyklus‘. Wobei das Abwärtspotenzial durch die vorherrschende „TINA“-Mentalität („There is no alternative“) begrenzt bleiben sollte, die auch von der unverändert üppigen Zentralbankliquidität weiter begünstigt erscheint.
Auch die Technik passt ins Bild. Die neuen Allzeithochs an einigen Aktienmärkten haben Stimmung wie Positionierung der Anleger in ein optimistisches Terrain gedrückt, was latenten Gegenwind für weitere Kursgewinne bedeutet.
Die Anleihemärkte zeigen sich technisch von der volatilen Seite, und scheinen sich vom Trend her in Richtung höherer Renditen zu entwickeln. Volatilitätsmaße und die „Spreads“ zeigen leicht nach oben, was aber noch keine Anzeichen für kommenden Stress sein dürften.
Wenn es an den Märkten „tougher“ wird, machen Sie es wie Billy Ocean: „I'm gonna put this dream in motion.“
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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