Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 12.04.2019

„Sand im Getriebe“
Die Weltwirtschaft ruckelt. In der abgelaufenen Woche gab es aber erste Anzeichen, dass sich die konjunkturelle Abschwächung verlangsamt. Positiv hervorzuheben sind z.B. der Anstieg des Einkaufsmanagerindexes für China, was als Vorbote einer konjunkturellen Erholung im asiatischen Raum gedeutet werden kann. In Deutschland stellt sich die Situation dagegen anders da. Auffälligstes Zeichen dafür: Die Exporte Deutschlands gaben im Vormonatsvergleich deutlich stärker nach, als erwartet. Wen wundert es. Exporte sind das Spiegelbild des Welthandels. Beim Brexit zeichnet sich zwar eine Verlängerung, aber noch keine Lösung ab. Gleichzeitig scheint der von US-Präsident Trump vom Zaun gebrochene Handelsstreit in die nächste Runde zu gehen. Nachdem China auf einen „Deal“ hoffen darf, gerät jetzt die Europäische Union in den Fokus. US-amerikanische Einfuhrzölle i.H.v. 11 Milliarden US-Dollar sind im Gespräch. Zum Vergleich: Bei China ging es um Waren im Wert von 360 Mrd. US-Dollar. Es sieht so aus, als käme die EU glimpflich davon, aber der Handelsstreit und die politischen Unsicherheiten sind einfach Sand im Getriebe.

Die Woche Voraus
In der kommenden Woche nimmt die Berichtssaison zu den Unternehmensgewinnen im ersten Quartal ihren Anfang. Die Erwartungen sind mehr als moderat. In den Gewinnschätzungen der Analysten setzen sich die verhaltenen Konjunkturdaten fort. Insgesamt wird für die im S&P 500 vertretenen Unternehmen ein Gewinnrückgang um 4% zum Vorjahresquartal erwartet. Zu Beginn des Jahres ging der Consensus noch von 3% aus. Gut dabei: Das Revisionsmomentum, welches die Anzahl der nach unten vs. der
nach oben angepassten Gewinnerwartungen misst, scheint sich zu stabilisieren. Die Analysten scheinen ihre nachlassenden Gewinnerwartungen weitestgehend vorgenommen zu haben. Auch der Datenkalender in Sachen Konjunktur ist wieder prall gefüllt. Es beginnt mit dem Empire State Index für die USA am Montag. Am Dienstag kommt dann die ZEW-Umfrage für die Eurozone sowie die Industrieproduktion in den USA. Am Mittwoch stehen dann u.a. die Industrieproduktion für China und eine ganze Serie an Preisdaten für das Vereinigte Königreich an. Die Verbraucherpreise legten dort zuletzt mit 1,9% j/j zu. Die Importpreisinflation lässt grüßen. Der Donnerstag wird von Daten aus den USA dominiert. Zu den wichtigsten gehören der Philly Fed Index, der Index der Frühindikatoren und die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende und nicht-verarbeitende Gewerbe. Interessant dürften auch die Einzelhandelsumsätze sein, da hier ein deutlicher Anstieg im März erwartet wird, was ein guter Beleg dafür wäre, dass der private Konsum eine wichtige Stütze der Konjunktur bleibt.

Active is:
Die Stimmungslage an den Kapitalmärkten scheint merklich entspannt zu sein. Unser „Schwerelosigkeitsindikator“ („Complacency indicator“), der per gleitendem Durchschnitt über drei Monate das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 mit dem Volatilitätsindex VIX ins Verhältnis setzt, liegt nach dem Absturz im vierten Quartal des letzten Jahres bereits wieder einen Daumen breit über dem langjährigen Durchschnitt. CDS-Spreads, auch für Länder mit höheren Risiken, zeigen eine entspannte Lage an. Risikoindikatoren wie der St. Louis Financial Stress Index (siehe Grafik der Woche) oder der Indikator für systematischen Stress an den Kapitalmärkten der Europäischen Zentralbank (EZB) – alle weisen in Richtung Sorglosigkeit. Dabei ist die Anlegerstimmung – gut so – nicht überschäumend, was zumindest der Anteil der „bullish“ gestimmten privaten Investoren in den USA betrifft. Allerdings weisen die Relative-Stärke-Indikatoren für den amerikanischen und den europäischen Aktienmarkt eine überkaufte Lage an, was die Situation für Rückschläge anfällig macht. Es ist Sand im Getriebe. Eine „Rallye“ zeichnet sich da nicht ab, eher schon mal ein Boxenstopp.

Gute Fahrt an den Kapitalmärkten
wünscht Ihnen,
Hans-Jörg Naumer


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