Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 12.03.2021

Rückkehr zur Normalität / Negativzinsen / Klimawandel

Die Wachstumsdynamik beschleunigt sich angesichts der günstigen Aussichten in Bezug auf Konjunkturimpulse, Impfungen, die Konsumnachfrage und die Ersparnis. Dadurch könnte sich auch der Verlauf der globalen Erholung ändern und statt einem „umgekehrten Wurzelzeichen“ eher einem „V“ ähneln.

An erster Stelle ist die Covid-19-Pandemie zu nennen. Wir hatten nach dem Jahreswechsel mit einem Rückgang der Fallzahlen gerechnet, der auch pünktlich in zahlreichen Ländern der Welt eintrat. Und trotz einiger Ausreißer – in Europa hat sich die Lage im vergangenen Monat verschärft – ist wohl mit weiteren Verbesserungen zu rechnen. Dem IHME-Modell der University of Washington zufolge könnte die Zahl der globalen Todesfälle durch das Virus bei einer umsichtigen Lockerung der Einschränkungen um rund 90% von über 16.000 pro Tag im Januar auf unter 2.800 bis zum 1. Juli zurückgehen.

Die zuletzt günstigeren Zahlen waren vor allem auf striktere Vorschriften zum Maskentragen und zur sozialen Distanzierung zurückzuführen. Die Wirkung der Impfungen tritt erst jetzt ein, sollte aber rasch deutlicher zu spüren sein. Derzeit sind knapp 10% der US-Bevölkerung vollständig geimpft; bis zum 1. Juni soll der Anteil auf 40 – 50% ansteigen. Weitere 20% der US-Amerikaner könnten aufgrund einer früheren Infektion Antikörper gebildet haben.

Dies deutet darauf hin, dass die Chance auf eine Rückkehr zur Normalität unterschätzt wird. In den USA nehmen derzeit Umfragen zufolge nicht einmal 30% der Menschen an persönlichen Treffen im größeren Kreis teil. Nach einer Impfung bzw. einer staatlichen Genehmigung dürfte sich der Anteil jedoch auf 75% mehr als verdoppeln. Und das könnte schnell der Fall sein.

Nach wie vor sind Millionen Menschen weltweit arbeitslos. Deshalb ist mit weiteren Stimulusprogrammen zu rechnen. Gleichzeitig stand jedoch eine weitaus höhere Zahl von Arbeitnehmern über die gesamte Pandemie hinweg in Lohn und Brot, konnte ihr Geld jedoch nur begrenzt ausgeben. Allein in den USA hat dies zu einer überdurchschnittlichen Ersparnis in Höhe von rund 1,8 Billionen US-Dollar geführt. Wenn die Impfkampagne weitere Fortschritte macht, dürfte ein Teil dieses Geldes in sofortigen Konsum fließen und z.B. für Essen im Restaurant, Hotelaufenthalte, Flüge, Fitnessstudios, Konzerte, Casinoaufenthalte, Sportveranstaltungen usw. ausgegeben werden.

Daraus ergeben sich interessante Fragen für die Anleger. Die Aussichten auf ein stärkeres Wachstum haben bereits auf die Inflationserwartungen und die Anleiherenditen durchgeschlagen. Die Rohstoffpreise sind in die Höhe geschnellt, und Basiseffekte könnten die Inflation in den kommenden Monaten zusätzlich ankurbeln. Die Entwicklung der Inflation muss im Auge behalten werden; vor allem stellt sich die Frage, ob die Inflationsrate dauerhaft oder vorübergehend ansteigt. Davon könnte es abhängen, ob die Geldpolitik früher oder später gestrafft wird.

Die Woche voraus

In dieser Woche stehen neben den üblichen Wirtschaftsdaten drei wichtige Zentralbankentscheidungen an. Die Konsensprognosen sind insgesamt moderat, so dass sich positive Überraschungen ergeben könnten. Am Montag werden wichtige Daten aus Asien veröffentlicht. Die Anleger gehen davon aus, dass die Einzelhandelsumsätze, die Industrieproduktion und die Anlageinvestitionen in China im Februar sämtlich deutlich angestiegen sind. In Japan könnten die Auftragseingänge im Maschinenbau nach den kräftigen Dezember-Zahlen etwas niedriger ausgefallen sein.

Am Dienstag stehen Europa und die USA im Mittelpunkt. Deutsche Anleger werden sich vor allem dafür interessieren, ob die Erwartungskomponente des ZEW-Index von ihrem Fünf-Monats-Hoch im Februar aus weiter angestiegen ist. In den USA deuten die Konsensprognosen auf eine Verlangsamung der Einzelhandelsumsätze und der Industrieproduktion im vergangenen Monat hin.

Am Mittwoch werden wir zahlreiche Daten erhalten. In Japan werden die Handelsdaten für Februar und die Einzelhandelsumsätze für Januar veröffentlicht. Im Euroraum ist mit einer Gesamt- bzw. Kerninflationsrate von 0,9% bzw. 1,1% im Februar zu rechnen. Und in den USA gibt es Zahlen zu Baubeginnen und Baugenehmigungen im Februar, und die Federal Reserve („Fed“) wird über mögliche weitere Stimulusprogramme diskutieren. Unseres Erachtens dürfte die Fed die Zinsen und Käufe von Vermögenswerten unverändert lassen und die Wachstums- und Beschäftigungsprognosen für 2021 anheben.

Zum Schluss der Woche stehen noch geldpolitische Entscheidungen der Bank of Japan und der Bank of England an. Beide Banken dürften die günstigeren Aussichten zur Kenntnis nehmen, ihre stimulierenden Maßnahmen aber nicht reduzieren.

Technische Daten

In den vergangenen Wochen hat sich gezeigt, wie die Dynamik an den Märkten derzeit verläuft. Der Reflations-Trade, der sich seit Monaten aufbaut, treibt die Zinsen vor allem in den USA nach oben. Dies führt zu Turbulenzen an den Aktienmärkten. Teure, langfristig orientierte Growth-Titel wurden in Mitleidenschaft gezogen, weil steigende Zinsen den Barwert künftiger Erträge dämpfen. Gleichzeitig profitieren vergleichsweise preiswerte Value-Titel und zyklische Sektoren davon, dass zunehmend mit einer erneuten Öffnung der Wirtschaft gerechnet wird.

Die Anlegerstimmung hat sich zwar abgekühlt, aber die Aktienmärkte profitieren nach wie vor von Kapitalzuflüssen. Die relative Stärke der USWirtschaft führt zu einem festeren US-Dollar, was vorübergehend für Gegenwind an den Rohstoffmärkten sorgen könnte. Der Reflations-Trade könnte eine Pause einlegen, bevor er sich wieder aufbaut.

Auf dass Ihre Investitionen sich auszahlen!

Greg Meier
Senior Economist Direktor


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