Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 11.10.2019

Auf Herbstwetter einstellen

Die zurückliegende Woche stimmte auf ein immer herbstlicher werdendes Konjunkturbild ein. So sank der Sammelindex der Frühindikatoren Japans im August überraschend deutlich auf ein Zehnjahrestief. Der reale Auftragseingang im deutschen verarbeitenden Gewerbe entwickelte sich derweil erneut rückläufig, und das deutlicher als erwartet. Der Abwärtstrend in der deutschen Industrie ist vor allem auf die erhebliche Eintrübung des internationalen Wirtschaftsklimas zurückzuführen. Erfreulich allerdings: Die deutsche Industrieproduktion ist zuletzt überraschend und gegen den Trend gestiegen.

Die Woche Voraus

Derweil läuft die Berichtssaison zum dritten Quartal an, bei der die US-Firmen wie gewohnt den Auftakt bilden. Das erwartete Gewinnwachstum über alle Sektoren hinweg dürfte im Durchschnitt bei einer roten Null liegen. Dabei wurde unterstellt, dass das von den Analysten eingestellte Gewinnwachstum der US-Firmen von im Schnitt -4% zum Vorquartal noch um die typischen Gewinnüberraschungen von annähernd ähnlicher Größe nach oben korrigiert werden kann. Insgesamt sollte die Berichtssaison zwischen den Sektoren äußerst heterogen verlaufen. Die Versorgerwerte („utilities“) und der Immobiliensektor („real estate“) dürften am positivsten abschneiden, während bei den Energiewerten („energy“) der deutlichste Gewinnrückgang zu erwarten ist. Aber auch die Grundstoffe („materials“) und die IT lassen einen spürbaren Rückwärtsgang bei den Gewinnen erwarten. Die Konjunktur – und im Falle der USA auch das Herauswachsen aus den Steuersenkungen – schlagen durch, und spiegeln sich in einem sinkenden Gewinnwachstum und fallenden Margen wider.

Die Konjunkturdaten der nächsten Woche sollten den Aktien derweil wenig Rückendeckung geben. Die für die USA anstehenden Daten lassen ein insgesamt gemischtes Bild mit Licht (Empire State Index für das verarbeitende Gewerbe) und Schatten (Konjunkturindikator der Phili-Fed; Industrieproduktion) erwarten. In Deutschland sollte das Hauptaugenmerk auf dem seit Mitte 2018 rückläufigen ZEW-Konjunkturindikator liegen. Bleibt zu hoffen, dass die für China anstehende Industrieproduktion hält was sie verspricht. Die Consensus-Schätzungen gehen von einem Anstieg aus.

Active is: Auf Herbstwetter an den Börsen einstellen.

Die technische Lage ist, gemessen and den Relative-Stärke-Indikatoren, entspannt. Risikosignale gehen von den Märkten keine aus. Die Risikozuschläge bei den Anleihen („spreads“) sind fest. Die Stressindikatoren der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve Bank von St. Louis zeigen eine ruhige Lage an. Allerdings sollten das Gewinnbild der Firmen und die Konjunkturdaten in der Summe wenig Anlass zur Hoffnung geben, dass die expansive Geldpolitik der großen Zentralbanken bereits die erhoffte Auffangbewegung bei der Konjunktur geschafft hat. Dazu kommen die Unabwägbarkeiten der Handelspolitik, die jetzt auch in Form von Zöllen auf Europa übergreifen. Im Vordergrund stehen allerdings die Spannungen zwischen den USA und China. Nachdem Handelsgespräche auf Ministerebene angesetzt waren, ließ die US-Regierung eine ganze Reihe chinesischer Technologie-Firmen auf die schwarze Liste setzen. Es gilt, sich auf eine herbstliche Woche an den Kapitalmärkten einzustellen.

Gut, dass sich die „Bären“ bereits mit Puts abgesichert haben, wie das Put-Call-Verhältnis für die USA und Europa zeigt.

Gehen Sie lieber mit einem Regenschirm raus,
meint

Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research


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