„Alte Bekannte“
2019 werden uns die drei Bekannten – Geopolitik, Geldpolitik und globale Konjunktur – wiederbegegnen. Schon die ersten Handelstage erinnerten uns daran.
Geopolitik: Klarer Treiber für Unsicherheiten bleibt die Geopolitik. Der Brexit wird konkret, Italiens Haushalt bereitet weiter Sorgen, der Handelskonflikt geht in seine nächste Runde … Kursschwankungen an den Aktienmärkten sollten nicht ausbleiben.
Konjunktur: Konjunkturell bewegen wir uns in einer späten Phase des Konjunkturzyklus bei tendenziell steigenden Kerninflationsraten. Neben konjunkturellen Schwächeanzeichen sind auch regionale Divergenzen sichtbar. Die US-Wirtschaft bleibt globaler Konjunkturmotor mit Vollbeschäftigung und steigendem Lohndruck, während der Wachstumspfad Japans insgesamt flach verläuft und in der Eurozone der Aufschwung nachlässt.
Geldpolitik: Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) schreitet die Zinstreppe voraussichtlich weiter nach oben, allerdings vermutlich mehr als dies die Geldmärkte erwarten. Diese preisen für das neue Jahr mittlerweile so gut wie keine Zinsanhebung mehr ein. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist eine erste Zinsanhebung zu erwarten, ja zu erhoffen. Sie wäre ein gutes Zeichen dafür, dass die Euro-Zentralbank sich wohl genug fühlt, um den Weg heraus aus dem Krisenmodus weiter zu beschreiten. Die Bank of Japan (BoJ) dagegen dürfte die Füße still halten.
Es sieht also nach einer weiteren Phase mit unruhiger Börsenlage aus. Aktives Management bleibt unverändert gefragt. Gut nur, die Bewertungen an den Aktienmärkten haben sich durch die Kursverluste verbessert.
Übrigens: Dass sich das Zittern an den Börsen nicht lohnt (wie im Jahr 2018), ist eher die Ausnahme als die Regel. Beispiel S&P 500: Seit 1826 wies der US-amerikanische Markt, gemessen am S&P 500, 137 Jahre mit positiver und 58 Jahre mit negativer Performance aus. Beispiel DAX: In der historischen Rückrechnung bis zum Jahr 1955 gab es für den deutschen Aktienmarkt in 44 von 64 Jahren eine positive Rendite. Natürlich ist die Performance der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft. Aber die Historie zeigt, was auch die Lehrbücher lehren: Ohne Mut zum Risiko keine Risikoprämie, also keine Mehrrendite gegenüber der risikolosen Anlageform.
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
- Während seitens der Geopolitik mit Unsicherheiten zu rechnen ist, sollte die Konjunktur weiter stützend wirken, jedoch mit nachlassender Kraft.
- Die Geldpolitik von Fed und EZB sollte ihren Weg zurück zur Normalisierung fortsetzen, wenn auch unterschiedlich schnell.
- Die immer noch niedrigen Leitzinsen sind generell unterstützend für Aktien. Allerdings schützt die immer noch üppige Liquidität nicht vor Rückschlägen als Antwort auf hohe Inflationsraten, plötzliche Zinserhöhungen, hohe Bewertungen, Finanzkrisen oder globale Wachstumssorgen. Daran erinnert uns die Vergangenheit. Bis die US-Geldpolitik als neutral bezeichnet werden kann, sollten noch ca. 2 bis 3 Fed-Zinsschritte à 25 Basispunkte vor uns liegen.
- Die Bewertungen auf der Aktienseite haben sich durch die Kursrückgänge der letzten Wochen merklich verbessert.
- Insgesamt liegt es nahe, mit einer defensiven Positionierung ins neue Jahr 2019 zu starten und Aktien unterzugewichten.
Erfolgreiche Investitionen im neuen Jahr wünscht Ihnen
Hans-Jörg Naumer
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