Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 09.11.2018

„Am Gipfel der Gewinndynamik“
In den letzten Wochen glichen die Kapitalmärkte einer stürmischen See, mit Gegenwind aus vielen Ecken: Einige Frühindikatoren zeigten weltweit eine nachlassende Wachstumsdynamik an. Teilweise machten sich Bremsspuren bei den Investitionen bemerkbar, allen voran in China. Nicht zu vergessen die unzähligen politischen Querelen rund um den italienischen Haushaltsentwurf, den Handelskonflikt zwischen den USA und China oder den britischen EU-Austritt, welche die Finanzmärkte zusätzlich auf Trapp hielten.

In diesem Umfeld konnten sich Aktieninvestoren bis zuletzt auf eine Größe als „Fels in der Brandung“ verlassen: Das Gewinnwachstum der Unternehmen. Seit dem Frühjahr 2016 beschleunigte es sich vor allem in den USA nahezu durchgängig, zuletzt legten die US-Gewinne weit über 20% zu. Auch in Europa und Japan wuchsen sie oft zweistellig. Dies war Ausdruck eines robusten globalen Wirtschaftswachstums, einer expansiven Geldpolitik, weitgehend stabiler Finanzmärkte und des sogenannten „operativen Hebels“ der Unternehmen, wenn die Umsätze stärker als die (fixen) Kosten steigen.

Die Gewinnberichterstattung zum dritten Quartal lässt nun die Frage aufkommen, ob wir beim Gewinnwachstum den Gipfel durchschritten haben. Vermutlich ja. Letztlich spiegeln die Unternehmen die sich allmählich eintrübenden realen Bedingungen wider: Gestiegene Löhne, gestiegene Zölle, gestiegene politische Unsicherheiten. In der europäischen Automobilindustrie kommt der Produktionsausfall aufgrund neuer Abgasprüfverfahren als zeitweilige Belastung hinzu. Unterm Strich haben zuletzt viele Analysten ihre Gewinnschätzungen nach unten angepasst (siehe Grafik der Woche).
Klar ist aber auch: das Gewinnwachstum dürfte trotz Verlangsamung auch in den kommenden Quartalen auskömmlich bleiben, und das Rezessionsrisiko für die nächsten 12 Monate erachten wir noch immer als gering. Vor diesem Hintergrund erscheinen die teilweise kräftigen Kursverluste der Aktien zyklischer Unternehmen, vor allem in Europa und Japan, als kurzfristig übertrieben. Anleger sollten sich auf eine dauerhaft erhöhte Volatilität einstellen.

Nach den Wahlen in den USA hat auch die Gestaltungsmacht Donald Trumps für diese Legislaturperiode ihren Gipfel durchschritten. Wie allgemein erwartet konnten die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernehmen, während der Senat unter Kontrolle der Republikaner bleibt. Das schränkt Präsident Trump vor allem hinsichtlich neuer fiskalpolitischer Impulse ein. Neue Regulierungsinitiativen für die Pharma- und Finanzindustrie werden unwahrscheinlicher. Ein Hoffnungsschimmer für Anleger: Historisch legten die Aktienmärkte nach „Midterm“-Wahlen in den USA im Durchschnitt zum Jahresende hin zu.

Die Woche voraus
In der kommenden Woche stehen rund um den Globus Industrieproduktionsdaten im Mittelpunkt, u.a. aus Italien (Mo), China, der Eurozone (Mi) und den USA (Fr). In der Eurozone werden zudem Daten zum Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal präzisiert (Mi), einschließlich der Daten für Deutschland. Davon sind neue Erkenntnisse zu erwarten, wie stark die Produktionsdrosselungen in der Automobilindustrie das Wachstum in Deutschland und der Eurozone gebremst hat bzw. wie stark es sich in den kommenden Monaten erholen könnte. Außerdem stehen Inflationsdaten aus den USA und Großbritannien auf dem Kalender.

Active is:
Das Umfeld für die Kapitalmärkte bleibt fordernd, der Höhepunkt bei Wachstums- und Gewinndynamik scheint hinter uns zu liegen, während die bekannten politischen Störfeuer erhalten bleiben. Dennoch erscheint die zuletzt von Aktieninvestoren ausgedrückte Wachstumsangst etwas verfrüht. Dies eröffnet kurzfristig Gelegenheiten für aktive Manager, selektiv stark gefallene Kurse zu nutzen.

Verfallen Sie nicht in einen Herbst-Blues,

wünscht Ihnen
Stefan Rondorf


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