Handels-Blues
Von der Datenseite hätte der Auftakt der zurückliegenden Woche kaum erfreulicher sein können. Eine Reihe von Frühindikatoren für die USA, das Vereinte Königreich, Japan sowie die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) stiegen. Für die Eurozone fiel das Bild gemischter aus. Der Einkaufsmanagerindex schwächte sich ab, blieb aber über der expansiven Schwelle von 50. Während die deutschen Auftragseingänge in der Industrie überraschend stark zulegten, gab die Industrieproduktion nach. Diese realen Fakten schienen an den Kapitalmärkten aber kaum für Bewegung zu sorgen. Bei den Aktien setzte sich die Talfahrt, die bereits am Freitag der Vorwoche begonnen hatte, zunächst weiter fort. Grund: Einmal mehr der Handelskonflikt zwischen den USA und China. Dass die chinesische Zentralbank den Yuan unerwartet zum Dollar weiter abwerten ließ, wurde als Hinweis dafür genommen, dass das Reich der Mitte den Fehdehandschuh aufnimmt. Zur Wochenmitte dann gab es leichte Erholungstendenzen.
Was gegen den Handels-Blues helfen würde, sind solide Konjunkturdaten. Allerdings ist zu befürchten, dass der Handelskonflikt sich immer stärker in den Daten nach vorne arbeitet und sich über die Erwartungsindikatoren hinaus in den harten Fakten niederschlägt.
Die Woche voraus
So stehen in der kommenden Woche die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland und die Eurozone, (Dienstag), die Industrieproduktion für China und die Eurozone, das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal für Deutschland und die Eurozone (Mittwoch), die Kapazitätsauslastung der japanischen Volkswirtschaft, der Philly-Fed-Index, die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Einzelhandelsumsätze jeweils für die USA (Donnerstag) sowie das Verbrauchervertrauen der Universität auf Michigan für die größte Volkswirtschaft der Welt (Freitag) im Mittelpunkt des Interesses.
Bei unserem proprietären globalen „Macro Breadth Index“ kam es zwischenzeitlich zum 16. Rückgang innerhalb der vergangenen 18 Monate. Stabile bis leicht bessere Daten in den USA und Europa wurden durch die Schwäche in Japan und den Schwellenländern – nicht zuletzt China – mehr als überkompensiert. Die Inflationsdaten waren in der Breite ebenfalls rückläufig. Gut nur: Trotz eines weiter nachlassenden Konjunkturmomentums und erhöhter mittelfristiger Abwärtsrisiken deuten die hochfrequenten Makroindikatoren aktuell weiterhin auf eine nur geringe Wahrscheinlichkeit einer zeitnahen Rezession hin. Die jüngste Eskalation im US-chinesischen Handelskonflikt erhöht aber ohne Zweifel die Verwundbarkeit der globalen Konjunktur. Damit hängt der Konjunkturpfad weiter zu allererst an der Geopolitik, während die Geldpolitik (siehe den jüngsten Schritt der Federal Reserve) nur hinterher arbeitet. Antizipativ zwar, aber reaktiv auf die politische Großwetterlage.
Active is: Vorsicht walten lassen.
Der Handels-Blues überlagert die Stimmung, von einer generellen Kapitulation kann noch nicht gesprochen werden. Der Anteil der „Bullen“ unter den US-amerikanischen Investoren ist immer noch vergleichsweise hoch. Die Risikozuschläge an den Anleihenmärkten („Spreads“) sind niedrig und fest. Die üppige, nach Rendite suchende Liquidität scheint alles zu überlagern. Sie trägt auch den Goldpreis, sonst ein Krisenindikator, und hält die Anleiherenditen niedrig. Mittlerweile ist auch die 30-jährige deutsche Staatsanleihe – sie ist die Benchmark im Euroraum - ins negative Terrain abgerutscht. Ein Paradies für Schuldner, eine Hölle für Gläubiger. Allerdings zeigt die technische Tiefenbohrung, dass unruhige Zeiten ins Haus stehen dürften. Der amerikanische Aktienmarkt hat zwar seit Ende Juni neue, wenn auch marginale Allzeithochs erzielt. Der Markt wurde jedoch überwiegend von „systematischen“ Geldern (Hedgefonds, CTA‘s) getrieben. Dies hat sich zuletzt in hohen Shortpositionierungen auf die Volatilität bei Aktien ausgewirkt. Nach den jüngsten Notenbank-Entscheidungen und der erneuten Eskalation im Handelsstreit mit China sollten die aufgebauten Risikopositionen erneut auf den Prüfstand gestellt werden. Mit dem Unterschreiten der Marke von 2.950-Indexpunkten beim S&P500 sollte der Boden nun deutlich brüchiger sein.
Der Handels-Blues ist noch nicht zu Ende gespielt. Lassen Sie Vorsicht walten.
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