Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 08.11.2019

Aufhellung an den Märkten?

Grund zu feiern gab es an den Kapitalmärkten während der letzten Woche doch einiges. So nahm der S&P 500 ein neues Allzeithoch, wenn auch nur knapp. Der deutsche Leitindex DAX sprang über die Marke von 13.000 Indexpunkten. Die Stimmung bewegte sich deutlich im „Risk on“-Modus. Die Rotation in zyklische und vernachlässigte „Value“-Werte hat sich fortgesetzt, was an den Aktienmärkten auch den europäischen Titeln half sich gegenüber dem US-Markt zu behaupten. Wie die Nettomittelzu- und abflüsse bei Fonds im globalen Kontext laut Datenanbieter EPFR zeigen, scheinen sich die internationalen Anleger auch wieder stärker an den europäischen Börsen zu engagieren. Bleibt abzuwarten, ob damit eine lange Serie von über 80 Wochen an Netto-Mittelabflüssen in dieser Region zu einem nachhaltigen Ende kommt.

Vereinzelte Anzeichen einer zyklischen Konjunkturbelebung trugen zu dem jüngsten Anstieg an den Weltaktienmärkten bei, ebenso bei wie Hoffnungen auf eine Entspannung im Handelskonflikt der USA mit China, und eine vorläufige Blaupause für einen geordneten Brexit. Konjunkturell zählten z.B. in der abgelaufenen Woche der Anstieg des Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe der Eurozone und die deutschen Auftragseingänge klar zur Aufhellung dazu. Dazu passt, dass die Unterkomponente der Einkaufsmanagerindizes schon zuvor für die Industriestaaten insgesamt und noch deutlicher für die Schwellenländer auf den höchsten Stand seit Juli 2018 geklettert waren. Diese Hoffnungszeichen werden aber nach wie vor nicht durch den breiten wirtschaftlichen Nachrichtenfluss gedeckt. Daran erinnerten zuletzt u.a. die Auftragseingänge in der amerikanischen Wirtschaft, die stärker als vom Konsensus erwartet, fielen. Auf Basis unseres originären Global Macro Breadth Index verschlechterten sich die globalen Makrodaten im Oktober erneut und haben sich nun in 19 der letzten 21 Monate abgeschwächt.

Die Woche Voraus

Da es noch nicht ausgemacht zu sein scheint, ob die Weltwirtschaft im kommenden Jahr lediglich unterhalb ihres Potentials wächst, mit dem Risiko rezessiver Tendenzen, oder ob es der Geldpolitik – idealerweise von einer nachhaltigen Entspannung auf Seiten der Geo-Politik unterstützt – gelingt, die Konjunktur zu stimulieren, bleiben die Konjunkturdaten im Fokus der Anleger. Über die Woche verteilt kommen die Daten zur Entwicklung des vorläufigen Bruttoinlandsproduktes für das dritte Quartal für Japan, das Vereinigte Königreich, Deutschland und die gesamte Eurozone. Daneben stehen in der neuen Woche die ZEW- Konjunkturerwartungen für die Eurozone und deren Mitgliedsstaaten (Dienstag), die Industrieproduktion der Eurozone (Mittwoch) und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die USA (Donnerstag) im Fokus. Die Arbeitsmärkte in den Vereinigten Staaten sind äußerst robust und damit eine wichtige Säule für den Binnenkonsum und damit das Wachstum. Aus China kommen die Entwicklung des Anlagevermögens, die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion. Der Wochenausklang steht dann ganz im Zeichen der USA. Es werden vor allem die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion erwartet.

Active is: Die Aufhellung nutzen, aber vorsichtig bleiben

Die technische Lage zeigt sich robuster – viele Leitindikatoren in den Industrie aber auch den aufstrebenden Staaten sind nach oben ausgebrochen - bleibt aber gegenüber Stimmungsschwankungen, die schnell von negativen Meldungen ausgelöst werden können, anfällig. So fallen u.a. das hohe Maß an Leerverkäufen bei US-Aktien und eine hohe Put/Call-Relation auf. Auch stehen noch viele Investoren an der neutralen Seitenlinie, können das Pendel also schnell in die negative wie positive Richtung ausschlagen lassen. Die Anleiherenditen haben sich stabilisiert. Zwischenzeitlich ist das Anleihevolumen mit negativer Rendite weltweit auf 12,8 Billionen (nach einer Spitze von 17 Billionen) US-Dollar gesunken.

In der Gesamtsicht von Konjunktur, technischer Lage und Geo-Politik kam es zu einer zwischenzeitlichen Aufhellung, welche die risikoreicheren Vermögensgattungen unterstützen sollte. Von einem Schwenk in eine konjunkturell getragene Aufwärtsbewegung kann aber noch nicht die Rede sein. Die Aufhellung zu nutzen, bei insgesamt noch angebrachter Vorsicht, scheint die Devise zu lauten.

„Mehr Licht“ (um an Goethe zu erinnern)
wünscht Ihnen  

Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research


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