Unter Dampf / Dividenden / grünes Wachstum
Viele Konjunkturindikatoren schlagen nach oben aus. Besonders in den Einkaufsmanagerindizes wird dies deutlich. Für die überwiegende Zahl der Länder liegen diese wieder, zum Teil recht deutlich, über der expansiven Marke von 50. Die Erholung ist da. Eine Entwicklung, die sich, wen wundert’s, mit Vorlauf an den Börsen spiegelt.
Dabei stechen die Wachstumsprognosen für die USA, und damit für die weltgrößte Volkswirtschaft, aus dem Konsensus der Schätzungen für die Industriestaaten deutlich hervor. Die USA dürften im 3. Quartal 2021 die Herdenimmunität erreicht haben. Die Impferfolge schlagen sich schon jetzt in einer zunehmenden Konsumtätigkeit nieder, wie es z. B. die Reservierungen in Restaurants und die zunehmende Zahl an Inlandsflügen zeigen. Die Pandemie bedingten Überschussersparnisse der privaten Haushalte in Höhe von knapp 1,8 Billionen US-Dollar dürften zum großen Teil sehr schnell nachfragewirksam werden.
Zur steigenden Anzahl der Geimpften kommt ein mächtiges, weiteres Fiskalpaket. Mit dessen Implementierung im Umfang von 1,9 Billionen US-Dollar würden die seit Ausbruch der Pandemie insgesamt lancierten Fiskalmaßnahmen einen Umfang von mehr als 25 % des US-Bruttoinlandsproduktes erreichen. Eine Frage der Zeit, bis die Produktionskapazitäten an ihre Grenzen stoßen. Da passt es vom Timing nicht schlecht, wenn in den USA langsam höhere (Unternehmens-)Steuern eingespielt werden.
Die USA und zunehmend auch Großbritannien stehen unter Dampf. Die Eurozone holt auf. Die Emerging Markets und Japan dagegen haben mit der Pandemie noch deutlich stärker zu kämpfen, während China bereits an seinem Wachstumshoch angekommen zu sein scheint. Jetzt ist es Sache der Zentralbanken, eine Überhitzung zu verhindern, zumal auch das Thema Inflation wieder zurück auf der Agenda ist.
Auf jeden Fall ist eine weniger üppige Geldpolitik ein gutes Zeichen: Zum einen, weil sie den konjunkturellen Erholungspfad und den Weg raus aus der Pandemie bestätigt. Zum anderen, weil der mit den Negativ- /Niedrigrenditen einhergehende Anlagenotstand die Vermögenspreisinflation und die Blasenbildung vorantreiben kann.
In den kommenden Wochen sollte die positive Grundstimmung von Impf- und Konjunkturdaten weiter Nahrung erhalten. Es wird aber schwerer die bereits hohen Erwartungen an den Kapitalmärkten zu übertreffen. Die Risiken steigen, dass auch mal „Dampf“ abgelassen wird.
Impfungen, die unter Volldampf immer weiter ausgerollt werden, wünscht uns allen.
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
Aus dem Rückspiegel besehen gehen die besten Monate eines Jahres an den Aktienmärkten zu Ende. Diese liegen aus rein historischer Betrachtung im Zeitraum Oktober bis April. Nun ist der alte Spruch „Sell in May and go away“ keine Gesetzmäßigkeit, aber es sollte zumindest mit größerer Verunsicherung an den Aktienmärkten gerechnet werden.
Die Stimmungslage unter den Privatinvestoren, gemessen am Anteil der nach der American Association of Individual Investors „bullish“ gestimmten Anlegern, ist ausgesprochen gut, was oft ein KontraIndikator ist. Die Volatilität ist gleichzeitig weiter gesunken. Je höher aber der Grad der Entspannung ist, desto schneller kann diese durch negative Überraschungen gestört werden.
Die Inflationsentwicklung und die damit verbundenen geldpolitischen Erwartungen, besonders mit Blick auf die US-Notenbank, bieten sich als möglicher Anlass für Glattstellungen an – oderauch negative Überraschungen auf Seiten der konjunkturellen Entwicklung.
Auch der „Token Bitcoin“, welcher gemeinhin als Währung betrachtet wird, kann als Indikator für ein zu hohes Maß an Sorglosigkeit begriffen werden. Es gab zwar in jüngerer Zeit schmerzhafte Kursrückschläge, da die Bitcoin-Fans sich mehr und mehr dem Risiko der Regulatorik gegenübersehen. Doch bleibt das Bitcoin-Phänomen u. a. auch ein Phänomen von einer überbordenden Zentralbank-Liquidität und kann als früher Blasen-Indikator gewertet werden.
Es steht noch viel in Geldmarkt- und Anleihefonds geparkte Liquidität an der Seitenlinie. Dies muss mit Abschwellen der Pandemie wieder zum Arbeiten gebracht werden. Die Mittelzuflüsse in Aktienfonds sollten auf globaler Ebene weiter anhalten, auch wenn es in den nächsten Wochen zu Rücksetzern kommen kann.
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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