Zaghafte Erholung
Die letzten Wochen waren gekennzeichnet von - wenn auch zaghaften - Zeichen der Erholung auf konjunktureller Seite. Eine Reihe wichtiger Vorlaufindikatoren deuten auf einen abflauenden Gegenwind für die Konjunktur hin.
Eines der jüngsten Beispiele ist der belgische Geschäftsklimaindex, der eine wichtige Indikatorfunktion für die Eurozone hat und geradezu hochgesprungen ist. Aber auch bei den Einkaufsmanagerindizes für die USA zeigten sich Verbesserungen. Die mittelfristigen Rezessionsrisiken nahmen insgesamt leicht ab, eine Rezession in den USA noch im laufenden Jahr bleibt jedoch nicht ausgeschlossen.
Gleichzeitig hat sich die geo-politische Lage entspannt, wenn sie auch als Risikofaktor noch nicht vom Tisch ist. Gerade der Handelskonflikt zwischen den USA und China belastete die Konjunktur merklich. Auch der Brexit-Prozess sorgt für ein höheres Maß an Planbarkeit, nachdem der Austritt aus der EU besiegelt ist. Das lässt erwarten, dass die sich abschwächenden geo-politischen Risiken die Stimmung in der Industrie weniger belasten und die Zurückhaltung, z. B. bei den Ausrüstungsinvestitionen, nachlässt. Dieses wäre positiv für die Konjunktur.
Spannend bleibt der weitere Prozess, mit dem die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre geldpolitischen Strategien überprüfen. Der Kreditmultiplikator ist über die Krisenjahre 2008/2009 sowohl für die USA als auch für die Eurozone deutlich zurückgegangen und hat sich bis heute nicht erholt. Die unverändert expansive Geldpolitik führt offensichtlich nicht zu einer anziehenden Kreditvergabe durch die Banken. Daran scheinen auch die negativen Einlagezinsen im Falle der EZB, die wie ein Strafzins für die Banken wirken, nichts geändert zu haben.
Die Inflation kommt ebenfalls nicht in die Gänge. Die weniger schwankungsanfälligen Kernraten (Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel) sollten zwar aufgrund sich einengender Produktionslücken graduell weiter steigen. Aber weder für die Fed noch für die EZB dürfte sich daraus ein Handlungsdruck hin zu einer restriktiveren Gangart ableiten lassen.
Wichtig ist jetzt, dass sich diese Zeichen der Erholung fortschreiben und eine Grundlage auch für die Unternehmensgewinne bilden. Denn die Bewertungen bei einigen wichtigen Segmenten des Aktienmarktes sind bereits sehr ambitioniert und bedürfen der Unterfütterung, damit es nicht zu Enttäuschungen kommt.
Taktische Allokation
Aufgrund etwas besserer Konjunkturdaten in Kombination mit einer unverändert expansiven Geldpolitik ist eine neutrale Allokation in riskanten Vermögensklassen gerechtfertigt. Dabei sorgt der Corona-Virus für eine erhöhte Unsicherheit. Im Vergleich mit dem SARSVirus, der vor 17 Jahren ausbrach und gefährlicher war, sollte sich die Auswirkung auf die Weltwirtschaft in Grenzen halten. Eine dauerhaftere bzw. strategische Übergewichtung von Aktien empfiehlt sich aber erst, wenn sich die Erholungszeichen bei der Konjunktur weiter verstetigen. Bei den Staatsanleihen sollten die Niedrig-//Negativrenditen weiterhin das Bild dominieren. Dies dürfte sich in Anbetracht der vorherrschenden Geldpolitik trotz ambitionierter Bewertungen bei den Anleihen der Industriestaaten so schnell nicht ändern.
Aktives Investieren ist ein Muss! Dies gilt sowohl innerhalb von Vermögensklassen als auch vermögensklassenübergreifend, insbesondere in Zeiten mittelfristig niedriger Erträge.
Hoffen wir auf sich verstetigende Erholungszeichen.
Ihr
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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