Lackmustest
Nachdem zahlreiche Aktienmärkte im abgelaufenen Monat neue Allzeithochs markierten, kam es zum Lackmustest: Die zunehmend weltweite Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus führte an den globalen Aktienmärkten zum stärksten Rückgang seit mehr als zwei Jahren. 30-jährige US-Staatsanleihen rentierten auf einem neuen Allzeittief und Gold erreichte ein neues 7-Jahres-Hoch. Zugegeben: Die Auswirkungen des Corona-Virus sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt höchst ungewiss und hängen von der Dauer, dem Ausmaß und der geografischen Ausbreitung der Epidemie ab. Fakt jedoch ist, dass China inzwischen wesentlich stärker in die Lieferketten Asiens und der Weltwirtschaft integriert ist als zu Zeiten des Virus SARS in 2002/2003. Betrug Chinas Anteil an der globalen Bruttowertschöpfung 2002 etwa 8 %, stieg dieser Anteil auf nunmehr 19 %. Es besteht somit ein nicht zu vernachlässigendes Risiko, dass sich die derzeitige Konsensmeinung – eine nur kurzzeitige Beeinträchtigung des globalen Wachstums (ähnlich wie bei SARS) und eine vollständige Erholung im Laufe dieses Jahres – als zu optimistisch erweisen könnte. Ganz zu schweigen von den noch nicht abschätzbaren Implikationen auf das chinesische Wachstum und den damit verbundenen negativen Ausstrahleffekten entlang der gesamten Wertschöpfungskette in Asien bzw. weltweit. So senkte der Internationale Währungsfonds zuletzt seine Wachstumsprognose für China, indem er nun für 2020 ein Wirtschaftswachstum von 5,6 % erwartet (vs. Januar: 6,0 %) – vorausgesetzt, die chinesische Wirtschaft kann im zweiten Quartal zur Normalität zurückkehren.
Mit Blick auf unser Basisszenario eines spätzyklischen „Durchwurstelns“ überwiegen somit weiterhin die konjunkturellen Abwärtsrisiken. Und das, obwohl die (geo-)politischen Spannungen nachgelassen haben. Auch warnen immer mehr Unternehmen in der aktuellen Q4-Berichtssaison davor, dass sie ihre Umsatzziele aufgrund des Corona-Virus und der daraus resultierenden Produktionsverzögerungen nicht erreichen werden. So hat der Ausbruch des Corona-Virus nicht nur die Inflationserwartungen gedämpft – trotz Erholung der Ölpreise im Februar –, sondern auch die Erwartungen für die Kurzfristzinsen beeinflusst. Für die USNotenbank Fed werden am Geldmarkt mittlerweile vier Zinsschritte bis Ende des Jahres eingepreist, während für die Europäische Zentralbank (EZB) nun eine Leitzinssenkung um 10 Basispunkte erwartet wird.
Der Lackmustest ist jetzt, wie weit sich der Corona-Virus ausbreitet und damit, wie die Risikoprämien an den Märkten steigen und wie die Konjunktur belastet wird.
Taktische Allokation
Es besteht ein nicht zu vernachlässigendes Risiko, dass sich die derzeitige Konsensmeinung – eine nur kurzzeitige Beeinträchtigung des globalen Wachstums und eine vollständige Erholung im Laufe dieses Jahres – als zu optimistisch erweisen könnte. Mit Blick auf das hauseigene Basisszenario eines spätzyklischen „Durchwurstelns“ überwiegen somit weiterhin die Abwärtsrisiken. Der Lackmustest ist jetzt, wie weit sich der Corona-Virus ausbreitet und damit, wie die Risikoprämien an den Märkten steigen und wie die Konjunktur belastet wird. Nicht zuletzt aufgrund der Unsicherheit in Zusammenhang mit dem Corona-Virus ist eine vorsichtigere Allokation angebracht. Aktives Investieren ist ein Muss! Dies gilt sowohl innerhalb von Vermögensklassen als auch vermögensklassenübergreifend, insbesondere in Zeiten mittelfristig niedriger Erträge.
Widerstandsfähigkeit wünscht Ihnen,
Stefan Scheurer
Director, Global Capital Markets & Thematic Research
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