Hoffnung
Wir starten ins Jahr 2021 durch – und die Zahl der Geimpften nimmt weltweit zu. Zwar regional sehr unterschiedlich, und es könnte gefühlt überall schneller gehen, aber immerhin. Hoffnung besteht: auf ein Ende dieses Covid-19-Tunnels.
Hoffnung auch von Seiten der Konjunktur, wenn das Bild hier auch uneinheitlich ist. Der siebte monatliche Anstieg in Folge unseres großen Konjunktur-Aggregats wurde im Dezember hauptsächlich durch China und andere asiatische Volkswirtschaften sowie das verarbeitende Gewerbe getragen. Demgegenüber schwächten sich die Makrodaten für die USA und das Vereinigte Königreich vor allem aufgrund der negativen Auswirkungen der Pandemie ab. Eine Fortsetzung des zuletzt überraschend besseren Datentrends in der Eurozone erscheint im Szenario verschärfter LockdownMaßnahmen kurzfristig unwahrscheinlich
Vor diesem Hintergrund erwarten wir eine wellenförmige Entwicklung der globalen Wirtschaftsleistung: Im letzten Quartal 2020 und im aktuellen Quartal 2021 sollte sich das Wachstum unter Potenzial entwickeln, während wir auf einen Wachstumspfad oberhalb dessen für den weiteren Verlauf dieses Jahres hoffen können, je weiter die Impfungen vorankommen. Insgesamt schreibt sich das Wachstumsszenario eines „umgekehrten Wurzelzeichens” fort.
Die globalen Zentralbanken setzen derweil alle verfügbaren Mittel ein, um auf die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen des globalen Angebots- und Nachfrageschocks zu reagieren. Vereint mit der Fiskalpolitik arbeiten sie an der „Reflationierung“ der Weltwirtschaft. Die begründete Hoffnung besteht, dass sie eine Deflation abwenden können. Der Preis dafür kam zuletzt vor allem in den US-Staatsanleihen an. Dort stiegen insbesondere die längeren Laufzeiten im Einklang mit den ebenfalls gestiegenen Inflationserwartungen.
Ein baldiges Ende der zweiten Welle der finanziellen Repression, die über uns schwappt, ist das aber noch lange nicht. Schon gar nicht, wenn die Zentralbanken Staatsanleihen aufkaufen, als gäbe es morgen keine mehr. Die fiskalische Dominanz der Geldpolitik tritt immer deutlicher zu Tage. Allein 2020 haben die Bank of England (BoE) 50 %, die Federal Reserve (Fed) 57 %, die Europäische Zentralbank (EZB) 71 % und die Bank of Japan (BoJ) 75 % aller seit Februar letzten Jahres emittierten Staatsanleihen aufgekauft. Und so geht die Jagd nach Kapitaleinkommen weiter.
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
- Die Bewertungen von Aktien sind regional unterschiedlich und in einigen Regionen (USA) auffallend hoch. Gemessen an den Kriterien des Wirtschaftshistorikers Charles Kindleberger sind einige, aber eben nicht alle Kriterien einer Blase erfüllt. Misst man die Verwendung auf „Boom“ bezogener Begriffe, z. B. bei Bloomberg-Nachrichten, so ist das ökonomische Narrativ eines starken Aufschwungs noch lange nicht heiß gelaufen.
- Auch muss die Bewertungsrelation auf Grundlage niedriger/negativer Anleiherenditen berücksichtigt werden.
- Die Konjunktur bewegt sich weltweit auf dem Pfad der Erholung, wenn dieser auch nicht frei von Stolpersteinen ist. Geld- wie Fiskalpolitik haben diesen Kurs massiv angeschoben und stützen ihn weiterhin – zur Not gar noch expansiver.
- Die Cash-Bestände der internationalen Investoren sind, gemessen an den seit Ausbruch der Pandemie kumulierten Mittelzuflüssen in die Geldmarkt-Fonds, hoch. Und es ist zu erwarten, dass diese auf der Suche nach Rendite weiter im „Risiko-an-Modus“ verharren, auch um dem Niedrig- /Negativzinsumfeld zu entgehen.
- In der Gesamtsicht liegt es nahe, Aktien gegenüber Anleihen überzugewichten.
Investmentthema: Die Jagd nach Kapitaleinkommen geht weiter
- Wie eine aktuelle hauseigene Studie zeigt, halfen Dividenden die Gesamtperformance in Jahren negativer Kursentwicklung zu stabilisieren. Dividenden konnten in Jahren von Kursverlusten bei Aktien diese teilweise oder sogar ganz kompensieren.
- Über den Zeitraum von Anfang 1975 bis Ende 2020 war die annualisierte Gesamtrendite der Aktienanlage für den MSCI Europa zu ungefähr 35 % durch den Performance-Beitrag der Dividenden getragen. Aber auch in anderen Regionen, wie Nordamerika (MSCI Nordamerika) oder Asien-Pazifik (MSCI Pazifik) war die Gesamtperformance zu 26 % bzw. 36 %, also einem Drittel, durch die Dividende bestimmt.
- Die Dividenden selbst schwanken weniger als die Konzerngewinne, wie hauseigene Berechnungen verdeutlichen. Ein Vergleich von Dividenden und Gewinnen der Indexmitglieder des S&P 500 seit 1960 zeigt, dass die Unternehmensgewinne weitaus größeren Schwankungen unterworfen waren als die Dividenden. Insbesondere während der letzten 10 Jahre war die Volatilität der Gewinne mit annualisiert knapp 25 % deutlich größer als die Schwankungen der Dividenden mit etwas über 4 %p. a.
- Während die zweite Welle der Finanziellen Repression über uns hinwegschwappt, sollte Dividenden im anhaltenden Niedrig- /Negativzinsumfeld eine große Bedeutung bei der Jagd nach Kapitaleinkommen zukommen.
Hoffen wir auf eine erkleckliche Dividendensaison,
Dr. Hans-Jörg Naumer
Director Global Capital Markets & Thematic Research
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