„Es wird Herbst“
Der Herbst scheint nicht nur wetterbedingt Einzug zu halten. Auch die zahlreichen politischen Risiken – in Kombination mit den immer stärker auf die Realwirtschaft durchschlagenden negativen Auswirkungen der protektionistischen US-Handelspolitik – haben an den internationalen Kapitalmärkten für dunklere Wolken bzw. Windböen (erhöhte Volatilität) gesorgt. Im Detail:
1. Konjunkturaussichten: War 2017 noch geprägt durch einen synchronen Aufschwung der globalen Konjunktur, ist das Bild in den letzten Monaten deutlich heterogener geworden. Die spätzyklische Konjunkturphase der Weltwirtschaft mit Wachstum leicht über Potenzial und graduell steigender Inflation hat sich fortgesetzt. Auch die geldpolitische Normalisierung der großen Notenbanken schreitet weiter voran. Demgegenüber stehen (geo-)politische Belastungsfaktoren von dem schwelenden US-geführten Handelskonflikt bis zu einem möglicherweise ungeordneten „Brexit“. So sind zuletzt die Abwärtsrisiken für das zugrunde liegende fragile „Goldilocks-Umfeld“ vor dem Hintergrund eines nachlassenden Konjunkturmomentums sowie anhaltender Wachstumsdivergenzen deutlich gestiegen, trotz robuster US-Indikatoren.
2. Italien: Nicht zuletzt das verhaltene Wachstum, sondern vor allem die Diskussionen um das italienische Haushaltsdefizit zwischen Rom und Brüssel sorgen an den Finanzmärkten weiter für Nervosität. Italien will seine Neuverschuldung entgegen den Vorgaben der Europäischen Union (EU) auf 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung ausweiten. Die avisierte Fiskalpolitik würde nur einen temporären Wachstumsimpuls auslösen, der überdies kleiner ausfallen dürfte als angekündigt. Zweifel an der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung Italiens wurden lauter, so dass die Risikoprämien zwischen 10-jährigen italienischen und deutschen Staatsanleihen auf zuletzt über 3 % anstiegen – der höchste Stand seit Anfang 2014. Grund dafür war nicht zuletzt auch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes um eine Stufe auf „Baa3" seitens der Ratingagentur Moody’s.
3. Berichtssaison: Diese könnte mit Blick auf die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten das Zünglein an der Waage sein. Denn Anleger dürften sich dafür interessieren, ob und wie sich die Verschlechterung der globalen Handelsbeziehungen auf die Unternehmensgewinne ausgewirkt hat. Selbst in den USA haben sich einige Unternehmen wegen steigender Importkosten und niedrigerer Auslandsabsätze besorgt geäußert. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Unternehmensgewinne im vergangenen Jahr ein entscheidender Treiber für die Entwicklung der US-Aktienkurse waren.
Unsicherheiten dürften daher immer wieder für Volatilitäten sorgen, so dass sich der November eher von einer herbstlichen Seite zeigen könnte – insbesondere dann, wenn sich die damit verbundene Ungewissheit auf längere Sicht auch auf die Unternehmensstimmung durchschlagen sollte.
Taktische Allokation Aktien & Anleihen
- Das Bild seitens der Konjunkturentwicklung ist in den letzten Monaten deutlich heterogener geworden. Während sich das Wachstum leicht über Potenzial fortsetzt, sind die Abwärtsrisiken zuletzt deutlich gestiegen, trotz robuster US-Indikatoren.
- Weiterhin graduell steigende Inflationszahlen lassen vermuten, dass die Normalisierung der großen Notenbanken weiter voranschreitet. Danach sind mehr Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed über die nächsten zwei Jahre zu erwarten als derzeit an den Märkten eingepreist wird.
- Die geopolitischen Risiken bleiben unverändert: Handelskonflikt vor allem zwischen den USA und China, „Brexit“, Spannungen im Nahen Osten sowie eine Europa kritische und ausgabenfreudige Regierung in Italien.
- Während die Bewertung an den Aktienmärkten uneinheitlich ist, könnte die laufende Berichtssaison mit Blick auf die weitere Entwicklung an den Finanzmärkten das Zünglein an der Waage sein, ob und wie sich die Verschlechterung der globalen Handelsbeziehungen auf die Unternehmensgewinne ausgewirkt hat.
- Aktives Investieren ist ein Muss! Dies gilt sowohl innerhalb von Vermögensklassen als auch vermögensklassenübergreifend.
Wetterfeste Portfolios wünscht Ihnen
Stefan Scheurer
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