Allianz Global Investors "Die Woche voraus" vom 02.08.2019

„Den Worten Taten folgen lassen“
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Noten-banken rund um den Globus erneut auf eine akkommodierende Geldpolitik einschwenken, ist hoch – angeführt von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), gefolgt von der Europäischen Zentral-bank (EZB) sowie zahlreichen Zentral-banken aus den Emerging Markets, u. a. Indonesien, Russland, Südafrika, Süd-korea und Türkei. Diese Antizipation einer zunehmend lockeren Geldpolitik hievte dann auch die internationalen Aktien-märkte auf neue Allzeit- oder zumindest Jahreshochs. Gleichzeitig jedoch engten sich am Anleihenmarkt die Risikoauf-schläge ein und die Renditen sanken teils auf Rekordtiefs.

Viele Investoren fragen sich, ob es den geld- und fiskalpolitischen Entscheidungs-trägern gelingt, eine „weiche Landung“ des seit mehr als 120 Monaten anhalten-den Konjunkturzyklus der USA zu erreichen – eine Landung, mit der die Grundlage für einen erneuten Auf-schwung gelegt werden könnte. Im Großen und Ganzen waren vorsichtige Anzeichen einer Stabilisierung zumindest im abgelaufenen Monat erkennbar. Eine detaillierte Betrachtung zeigt jedoch erste Schwächesignale aus den USA, die insbesondere aus dem verarbeitenden Gewerbe kamen. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die allmähliche Abschwä-chung des globalen Wachstums nun auch beim verarbeitenden Gewerbe in den USA bemerkbar macht.

Dieses Szenario verbunden mit dem schwelenden Handelskonflikt, der politi-schen Unsicherheit hinsichtlich eines ungeordneten Brexits sowie den geopolitischen Spannungen in der Golfregion waren es, die den Internationalen Währungsfonds veranlassten, seine Wachstumsprognose abermals nach unten zu korrigieren. Der weitere Verlauf der aktuellen Berichts-saison zum zweiten Quartal 2019 ist daher entscheidend, wie sich der Han-delsstreit ausgewirkt hat. Zumal auch der Margendruck in Folge besserer Lohnent-wicklung größer zu werden scheint – in den USA, aber auch in Europa.

Um die überbordenden Erwartungen nach geldpolitischer Unterstützung nicht zu enttäuschen, werden die Zentral-banken kaum umhin kommen, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Zweifel an der Wirkung sind allerdings ange-bracht: Eine schnelle Linderung der durch politische Unsicherheit verursachten Vertrauenskrise ist kein Selbstläufer und die billige Liquidität hat auch Kehrseiten. Die Verschuldung der 30 größten Emerging Markets stieg laut dem Institute of International Finance auf 216 % ihrer Wirtschaftsleistung bzw. knapp 70 Billionen US-Dollar. Dieser Umstand könnte auch die Aktienmarktentwicklung bremsen, wie die Betrachtung vergleich-barer Situationen der Vergangenheit vermuten lässt. Klar ist: Wenn die Geld-politik sowieso weiter expansiv bleibt bzw. noch expansiver wird, könnte dies risikoreiche Vermögenswerte weiter begünstigen, die Volatilität niedrig halten und den Konjunkturzyklus im Idealfall abermals verlängern. Bei Anlegern bleiben damit weiterhin Einkommens-ströme wie Dividenden gefragt. Umso mehr als der Anteil ausstehender Staats- und Unternehmensanleihen mit negativer Rendite mittlerweile ein Volumen von rund 13 Billionen US-Dollar erreicht hat.

Taktische Allokation Aktien & Anleihen

  •  Um die überbordenden Erwartungen nach geldpolitischer Unterstützung nicht zu enttäuschen, werden die Zentralbanken kaum umhin kommen, ihren Worten Taten folgen zu lassen. Das dürfte für Aktien, aber auch für Anleihen noch immer stimulierend wirken.
  • Zudem wird es in dieser späten Phase des Konjunkturzyklus zunehmend wichtiger, dass die realen Konjunktur-daten die positiven Auswirkungen von Geld- und Fiskalpolitik widerspiegeln. Zinssenkungen sind keine Wunderwaffe bei einer sich abschwächenden Konjunkturdynamik, und die billige Liquidität hat auch Kehrseiten.
  • Die aktuelle Berichtssaison zum zweiten Quartal 2019 allerdings zeigt: Je länger der Handelskonflikt schwelt, desto grö-ßer sind die Abwärtsrisiken für Konjunk-tur- und Gewinnschätzungen, die auf den Erwartungen eines verbesserten zweiten Halbjahres aufbauen.
  • Einkommensströme wie Dividenden werden weiterhin gefragt sein. Umso mehr als der Anteil ausstehender Staats- und Unternehmensanleihen mit negativer Rendite mittlerweile ein Volumen von rund 13 Billionen US-Dollar erreicht hat.
  • Mit erhöhter Volatilität muss gerechnet werden. Das aktive Management bei der Selektion der Wertpapiere, aber auch der Anlagesegmente bleibt das Gebot der Stunde.

Die Jagd nach Rendite geht weiter.
Leichter ist sie nicht geworden,
meint Ihr
Stefan Scheurer


RECHTLICHER HINWEIS
Investieren birgt Risiken. Der Wert einer Anlage und die Erträge daraus können sowohl sinken als auch ansteigen und Investoren erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht in voller Höhe zurück. Die hierin enthaltenen Einschätzungen und Meinungen sind die des Herausgebers und/oder verbundener Unternehmen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und können sich - ohne Mitteilung hierüber - ändern. Die verwendeten Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen und wurden als korrekt und verlässlich betrachtet, jedoch nicht unabhängig überprüft; ihre Vollständigkeit und Richtigkeit sind nicht garantiert und es wird keine Haftung für direkte oder indirekte Schäden aus deren Verwendung übernommen, soweit nicht durch grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Fehlverhalten verursacht. Bestehende oder zukünftige Angebots- oder Vertragsbedingungen genießen Vorrang. Hierbei handelt es sich um eine Marketingmitteilung; herausgegeben von Allianz Global Investors Europe GmbH, www.allianzgi.de , einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung, gegründet in Deutschland, mit eingetragenem Sitz in Bockenheimer Landstrasse 42-44, D-60323 Frankfurt am Main, eintragen im Handelsregister des Amtsgerichts Frankfurt am Main unter HRB 9340, zugelassen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (www.bafin.de). Die Vervielfältigung, Veröffentlichung sowie die Weitergabe des Inhalts in jedweder Form ist nicht gestattet.