Aktien als Inflationsschutz

Flossbach von Storch Marktkommentar von April 2023

Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Bedeutung von Aktien für den Erhalt der Kaufkraft eines Vermögens hingewiesen. An der Einschätzung hat sich nichts verändert, im Gegenteil.

In einem inflationären Umfeld geht es für Unternehmen nicht zuletzt um den Preissetzungsspielraum sowie die Kontrolle der Inputkosten. Oft zeigen sich die Effekte erst mit einer gewissen Zeitverzögerung, da die Unternehmen zunächst noch Liefervereinbarungen zu alten Preisen erfüllen müssen, bevor sich die neuverhandelten höheren Preise in den Umsätzen niederschlagen. Inzwischen liegt das erste volle Inflationsjahr hinter uns.

Ein Blick auf die Umsatzentwicklung der Konsumgüterhersteller, die die Komponenten des Umsatzwachstums dezidiert nach Menge und Preis aufschlüsseln, verdeutlicht dies. Allerdings sind zweistellige Preiserhöhungen kein Selbstläufer. Im Verlauf des vergangenen Jahres haben sich die starken Preiserhöhungen zunehmend negativ auf die Absatzmenge ausgewirkt, wenngleich der Preiseffekt bei allen Unternehmen deutlich überwiegt.

Premiumautobauer heben Preise deutlich an

Es ist davon auszugehen, dass Unternehmen mit starken Marken auch zukünftig in der Lage sein werden, ihre Preise im Rahmen der allgemeinen Inflationsrate anheben zu können, ohne dass dies einen spürbar negativen Einfluss auf die Absatzmenge hat.

Auch Unternehmen aus anderen Branchen konnten die gestiegenen Inputkosten im vergangenen Jahr zunehmend in Form höherer Preise weiterreichen. So haben die von uns näher betrachteten Industriegüterunternehmen mit Preiserhöhungen von fünf bis zehn Prozent die gestiegenen Kosten mehr als ausgleichen und den Umsatz überproportional steigern können.

Die deutschen Premium-Autohersteller BMW und Mercedes konnten auch dank eines veränderten Absatzmixes (mehr hochpreisige Fahrzeuge) den Preis pro verkauftes Fahrzeug im vergangenen Jahr erhöhen und dadurch Rekordergebnisse erzielen. Verglichen mit dem Vorjahr steigerte Mercedes beispielsweise den durchschnittlichen Verkaufspreis um 9 Prozent auf 72.900 Euro, bei BMW lag das Plus bei 16 Prozent. Die nicht veröffentlichten reinen Preiserhöhungen (ohne Absatzmix-Effekte) dürften sich dabei im mittleren einstelligen Prozentbereich bewegt haben.

Im Technologiebereich war die Entwicklung zuletzt sehr viel ambivalenter. Viele Online-Unternehmen waren durch die Sonderkonjunktur der Pandemie verwöhnt. Die Leute waren zu Hause geblieben und hatten ihr Leben ins Internet verlagert. Onlineumsätze, Werbeeinnahmen und der Absatz von Software-Abos gingen durch die Decke. Die einzige Sorge vieler Unternehmen bestand darin, nicht genügend Personal zu bekommen, um das scheinbar grenzenlose Wachstumspotenzial ausschöpfen zu können. Und so wurde Personal eingestellt, koste es, was es wolle.

Vorschusslorbeeren für Technologieunternehmen

Als das Umsatzwachstum dann deutlich abflachte, gingen auch bei den großen Technologieunternehmen die Umsätze pro Mitarbeiter stark zurück, die Profitabilität und die Aktienkurse kamen unter Druck. Wir hatten im Kapitalmarktbericht zum Jahresbeginn auf das wiedererwachte Kostenbewusstsein beim Management der Technologiekonzerne hingewiesen.

Inzwischen haben viele Unternehmen einen deutlichen Personalabbau eingeleitet, der sich im Laufe des Jahres weiter fortsetzen dürfte. Die damit verbundenen Abfindungskosten sind auch aufgrund bestehender Aktienoptionsansprüche der Mitarbeiter hoch und werden die Ergebnisse in diesem Jahr noch belasten, bis sich die Schlankheitskur dann in einer wiedererstarkten Profitabilität niederschlagen dürfte.

Die Börse hat hier schon einige Vorschusslorbeeren verteilt, was zu einem deutlichen Anstieg der Kurse seit Jahresanfang geführt hat. Hinzu kommt, dass die großen Technologiewerte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, über viel Kasse verfügen, die jetzt wieder attraktiv verzinst wird.

Unter dem Strich führt für langfristig denkende Anleger kein Weg an Aktien guter Unternehmen. Wenn der Preis stimmt. In einem Umfeld steigender Nominalzinsen braucht es nicht zuletzt Bewertungsdisziplin. Das heißt im Übrigen auch, die Beteiligungen an Unternehmen zu reduzieren, wenn deren Aktienkurs die beste aller Welten reflektiert.
 

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